: Getarnter Giftmüll nach Essex geschmuggelt
Dublin (taz) - Beamte der britischen Umweltschutzbehörde haben am Montag in der Grafschaft Essex 250 Tonnen bundesdeutschen Giftmülls entdeckt, der als ganz normale Exportware getarnt war. Bei der Ladung handelt es sich um Lösungsmittel, Labor-Chemikalien und Reste hochgiftigen Schiffslacks. Der Müll wurde zunächst in Hamburg eingeschifft und bereits seit Mai über Harwich und Felixstowe nach Großbritannien transportiert. Die giftigen Abfälle stammen offenbar aus verschiedenen Orten in der Bundesrepublik. Auf einigen Behältern ist sogar die Stadtverwaltung von Hannover als Absender angegeben.
Die Umweltschutz-Beamten glauben, daß durch ihre Entdeckung weitere Lieferungen im großen Stil verhindert worden seien. John Harrison vom Bezirksrat in Essex ist der Meinung, daß der Giftmüll bisher in der DDR „entsorgt“ worden sei. Mit der deutschen Vereinigung habe man diesen bequemen Weg jedoch umgehen müssen. Deshalb hätten die Müllproduzenten verzweifelt einen neuen Abnehmer gesucht.
Die Sache ist bei dem Versuch aufgeflogen, einer Abfallbeseitigungsfirma in Manchester 20 Tonnen des höchst gefährlichen Mülls unterzujubeln. Den Angestellten kamen die Begleitpapiere allerdings verdächtig vor.
Frank Lloyd, der Eigentümer der Lagerhalle in Essex, erklärte am Montag, er habe den Müll im Auftrag der Firma „Controlled Residues Processing“ gelagert. Dahinter vermuten die Untersuchungsbehörden in Essex nichts geringeres als ein Maklerunternehmen für Müll, da als Geschäftsadresse ein privates Wohnhaus angegeben ist. Lloyd sagte: „Uns ist versichert worden, daß die Materialien ungefährlich seien.“
Ralf Sotscheck
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