: Ab 12. September chemiewaffenfrei
■ Dann soll der Abtransport der US-Chemiewaffen aus der Pfalz beginnen / Große Sicherheitsvorkehrungen entlang der Bahnstrecken quer durch die Bundesrepublik
Bonn (afp/taz) - Der Eisenbahnabtransport der amerikanischen Chemiewaffen aus der Bundesrepublik soll am 12. September beginnen. Wie das Bundesverteidigungsministerium gestern in Bonn mitteilte, erfolgen die Transporte vom rheinland-pfälzischen Zwischenlager Miesau nach Nordenham jeweils bei Nacht. Spätestens am 20. September soll das gefährliche Giftgas die Hafenstadt auf zwei US-Schiffen verlassen.
Für den Schienentransport sind nach Angaben des Ministeriums zwei Routen geplant, die alternativ genutzt werden können. Die Strecke „ROT“ führt über Worms, Aschaffenburg, Kassel, Altenbeken, Minden und Bremen nach Nordenham, die Strecke „BLAU“ über Kaiserslautern, Wiesbaden -Biebrich, Linz am Rhein - oder Saarbrücken, Trier, Linz -, Opladen, Ratingen-West, Bottrop, Recklinghausen, Münster, Osnabrück und Bremen. Aus Sicherheitsgründen werde bei jedem der Transporttage die Strecke nach Rücksprache mit den jeweiligen Bundesländern neu festgelegt. Soweit erforderlich, könnten verschiedene vorgeplante Ausweich- und Verbindungsstrecken genutzt werden.
Pro Nacht sollen zwei Munitionszüge und ein Begleitzug mit einer Höchstgeschwindigkeit von 90 Stundenkilometer fahren. Gegenverkehr mit überbreiter Ladung oder mit Wagenladungen mit entzündbaren flüssigen Stoffen soll angehalten und der Rangierbetrieb in Bahnhöfen eingestellt werden. Wie das Verteidigungsministerium weiter mitteilte, werden während der Schienentransporte der gesamte militärische lokale Nachtflug und Nachttiefflug zwischen Miesau und Nordenham ausgesetzt. Zudem würden Luftkampfübungen in allen Höhen für die Dauer des Umschlags eingestellt.
Die Transporte werden von 250 deutschen und amerikanischen Sicherheitskräften begleitet. Bei ihnen handele es sich um Einheiten zur Brandbekämpfung, ABC-Abwehrkräfte für Wettermessung, C-Aufklärung und Entseuchung sowie besonders ausgebildete Sanitätskräfte. In Nordenham werden die Waffen ohne Zwischenlagerung auf speziell ausgerüstete US-Schiffe umgeladen.
Es geht darum, 102.000 Giftgasgranaten auf die Schiffe zu laden. Die Granaten waren seit dem 26. Juli mit militärischen Lkw-Konvois aus dem amerikanischen C -Waffenlager Clausen nach Miesau in ein Zwischenlager gebracht worden. Wie berichtet, hatten Clausener Bürger die Abfahrt des letzten Transportes mit einer spontanen Kundgebung gefeiert. Umstritten ist noch die Beseitigung der chemischen Waffen. So soll das hochgiftige Zeugs auf dem Johnston-Atoll in der Südsee verbrannt werden. Allerdings versucht Greenpeace, dies auf gerichtlichem Wege zu verhindern. Von den Regenbogenkämpfern liegt eine Klage beim Bundesrichter in Honolulu vor.
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