Gruseln in Florida

Amerikaner lieben es, sich zu gruseln. Sie errichten sogar Museen, in denen sie eine Menge unheimlicher Sachen sammeln, damit sie sich immer wieder an dem Grauen erfreuen können. Ein Gruselmuseum in Florida, das zu seinen Kuriositäten Dinge wie ein ausgestopftes zweiköpfiges Kalb, eine Ratte, deren Zähne nicht zu wachsen aufhörten, und die mit 250 Kilogramm größte Muschel der Welt zählte, ist am letzten Wochenende abgebrannt. Über 500 seltsame Exponate menschlicher und tierischer Abnormitäten, Wunder der Tiefe und Mordinstrumente, Okkultes und Abergläubisches, wurden in den Flammen vernichtet. „Es waren schon viele Sachen dabei, die es nie

wieder zu sehen geben wird“, jammerte Feuerwehrhauptmann Cleve Thomason. Dazu gehörten auch die Schuhe eines Isländers, der angeblich der Welt größter Mensch war und Knochen, die ein australischer Medizinmann dazu verwendet haben soll, um seine Gegner ohne Berührung zu töten. Der Schaden am Gebäude wird auf circa 200.000 Mark geschätzt. Über den Wert der Gruselkollektion konnte der Feuerwehrhauptmann keine Angaben machen.

Alles halb so schlimm! Denn während das Gruselkabinett in Flammen aufging, lehrt ein äußerst realer Schrecken die Einwohner des Sonnenstaates Florida das Gruseln: Ein Serienmörder geht um in der Universitätsstadt Gainesville. Innerhalb weniger Tage hat der Killer vier Studentinnen und einen Studenten umgebracht. Die Cops tappen im Dunkeln.

Alles was sie wissen ist, daß der Täter männlich ist, seine Opfer anscheinend kannte, sich gewaltsam Zutritt zu ihren Wohnungen verschaffte und aller Wahrscheinlichkeit nach psychisch gestört ist. Während eine Sonderkommission von mehr als 100 Po

lizisten fieberhaft alle Spuren verfolgt, verlassen zahlreiche Studenten fluchtartig die Stadt. Andere sind aus Furcht vor dem Wahnsinnigen in Gruppen in Hotels gezogen. Waffengeschäfte berichten, daß Studenten sich mit - frei verkäuflichen - Gewehren und Handfeuerwaffen eindecken. Die Tageszeitungen unterstützen die Angst und befriedigen die Lust am Grauen. Sie berichten genüßlich, daß der Mörder Leichenteile mitnimmt und den Kopf eines Opfers abgetrennt haben soll.

Unter den ermittelnden Detektiven und technischen Spezialisten sind etliche, die schon bei der Jagd nach dem Massenmörder Ted Bundy, der mehr als 30 Menschen umgebracht haben soll, dabei waren. Wenn sie den neuen Psycho geschnappt haben, können sie ihn ja in ein Museum stellen.

Karl Wegmann