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Alles in Ordnung

■ Vor dem gefährlichsten Krieg aller Zeiten?

EUROFACETTEN

Alles in Ordnung. Wir sind im Krieg, aber es ist noch kein eigentlich kriegerischer Krieg. Wir haben Belagerungszustand mit Gewaltanwendung, aber eine Gewaltanwendung „nach Maß“. Geleitet von Bush, aber in Gesellschaft der halben Welt unter der Flagge der UNO. Ziel ist das Erdöl und eine weltweite Hegemonie, aber er hat das internationale Recht auf seiner Seite. Eine militärische Operation, die keine politischen Lösungen erlaubt, aber wer könnte etwas dagegen einwenden, daß Saddam das Schlimmste verdient hat?

Alles in Ordnung: So haben wir also den „einwandfreien“ Krieg erfunden. Das Drehbuch dazu ist jedenfalls da, und daran wird nicht gerade unser dünnes linkes Stimmchen etwas ändern. Doch tatsächlich ist das ein Szenarium aus Pappmache: dieser Krieg wird unübertrefflich trübe; auch wenn im Trüben alles gleich aussieht. Kein Krieg kann tödlichere, unvorhersehbarere und unkalkulierbarere Rückwirkungen haben als dieser.

Wir wollen, trotz all der Blödheiten und der schwachsinnigen Kommentare, unser Stimmchen nicht schweigen lassen und fordern weiterhin, daß auch nicht ein Schuß abgefeuert wird. Früher oder später wird dieser Diktator zurückstecken oder fallen. Die Frage ist, ob man das tatsächlich will - oder ob man nicht lieber Krieg wünscht, Krieg als solchen, Tote, die man auf die Waagschale der Geschichte legen kann.

Wir wollen das nicht, darin besteht unsere „Hinterhältigkeit“ und unsere Provokation. Wir wollen es auf gar keinen Fall. Grundsätzlich? Grundsätzlich. Weil es nicht notwendig ist? Weil es weder hier noch sonst jemals notwendig ist. Doch auch aus einem fundamental politischen Grund: Dieser Krieg würde keine Episode bleiben, sondern würde zur Lunte, die tausend Pulverfässer anstecken, tausendjährigen Haß zur Explosion bringen, zur Re -Militarisierung der Welt führen und die UNO in den Augen von Milliarden Menschen delegitimieren könnte.

Krieg auf überhaupt keinen Fall, alles andere ist denkbar. Genau das hätte zum Beispiel unsere KP sagen können - aber sie hat es nicht gesagt - und das hat einen Graben aufgerissen, von dem ich noch nicht sagen möchte, er sei unüberbrückbar, der aber eine meilenweite Distanz zum Denken und Fühlen der Linken (wenn's die überhaupt noch gibt) und den besten Werten kommunistischer Tradition schafft.

Luigi Pintor

Pintor ist Mitbegründer von 'il manifesto‘ und über die Liste des PCI gewählter linksunabhängiger Abgeordneter

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