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Ungarn über Wien empört

■ Nach Österreichs Grenzschließung gegen Osteuropa: „Doch unüberwindliche Grenzen“

Aus Budapest Roland Hofwiler

Alle ungarischen Zeitungen kommentierten gestern mit Unverständnis die neuen Grenzsicherungsmaßnahmen Wiens, wonach 1.500 österrreichische Soldaten einen neuen „eisernen Vorhang“ gegen illegale Einwanderer darstellen sollen. Obwohl das ungarische Außenministerium verlauten ließ, man werde weder offiziell noch inoffiziell auf die Angelegenheit reagieren, fühlt sich die ungarische Öffentlichkeit vom westlichen Nachbarn im Stich gelassen. Täglich überqueren mehrere hundert Staatsbürger aus Rumänien und der sowjetischen Ukraine illegal die Grenze zu den Magyaren und nicht alle ziehen weiter.

Von 800.000 Rumänen, die seit dem Sturz Ceausescus das Weite suchten, gingen nur 35.000 nach Österreich, hunderttausende aber versuchten ihr Glück in Übersee oder aber im kleinen Ungarn.

Um die eigene Bevölkerung nicht vor den Kopf zu stoßen, erklärt die Budapester Regierung, „einige 10.000 Siebenbürger Magyaren“ habe man in diesem Jahr „integrieren können“. Beobachter glauben, daß sich möglicherweise bis 100.000 rumänische Staatsbürger im Land an der Donau aufhalten und daß ohne westliche Hilfe der Flüchtlingsstau nur noch größer werde. „Jetzt wo wir in Osteuropa endlich reisen können,“ so die angesehene 'Magyar Nemzet‘, „sehen wir, daß es doch unüberwindliche Grenzen gibt zwischen den Völkern Europas, die des Wohlstands“. Leicht verbissen bemerkt man, daß der Westteil des einst geteilten Kontinents davon kein Stück abgeben will.

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