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Elf Tote in Südafrika PAC verhandlungsbereit

Johannesburg (taz/adn) - Wenige Tage nach der Einrichtung einer Polizeikommission zur Untersuchung des polizeilichen Verhaltens bei den Kämpfen zwischen ANC- und Inkatha-Anhängern im August hat jetzt auch die Armee eine Kommission zur Eigenüberprüfung eingerichtet. Am Dienstag hatten Soldaten in Sebokeng elf Menschen erschossen; dies soll nun armeeintern untersucht werden. Der ANC und die liberale Demokratische Partei (DP) fordern stattdessen die sofortige Einberufung einer unabhängigen Untersuchungskommission.

Augenzeugen, darunter ein Fotojournalist und ein Priester, hatten berichtet, daß am Dienstag eine Militäreinheit ohne Warnung mit automatischen Waffen das Feuer auf eine Menge von 5.000 Menschen eröffnet hatte. Offenbar hatten Inkatha -Mitglieder am Morgen ein Wohnheim für Wanderarbeiter, in dem ANC-Sympathisanten wohnen, angegriffen. Doch das Heim wurde von den Bewohnern umzingelt, so daß die Inkatha-Leute nicht entkommen konnten. Angeblich sollen die Soldaten versucht haben, die Inkatha-Gruppe „freizuschießen“. Als das nicht gelang, mußten die 150 Inkatha-Anhänger verhaftet werden. Unter ihnen befand sich der regionale Füher der Inkatha-Jugendbrigade, Themba Khoza, in dessen Besitz die Polizei vier automatische Kalaschnikow-Gewehre fand.

Inkatha-Führer Buthelezi wollte am Mittwoch zu der Verhaftung von Khoza keinen Kommentar liefern. „Wenn Leute verhaftet werden, wird das vor Gericht gebracht“, sagte Buthelezi. „Ich kann mir darüber kein Urteil erlauben.“

Der linksradikale Panafrikanische Kongreß (PAC) von Südafrika hat erstmals seine Bereitschaft zur Teilnahme an den Verhandlungen über eine demokratische Verfassung signalisiert. Die Organisation war Mitte August von der südafrikanischen Regierung dazu eingeladen worden. Wie PAC -Vorsitzender Johnson Mlambo in einem Interview mit der sambischen Zeitung 'Daily Mail‘ erklärte, sei seine Organisation zu solchen Verhandlungen bereit, wenn Pretoria die Bedingungen des ANC - Legalisierung der politischen Parteien, Freilassung der politischen Gefangenen, eine sichere Rückkehr für Emigranten sowie der Abzug der Armee aus Schwarzensiedlungen - erfüllt hat. Bisher machte der PAC Verhandlungen von der vorherigen Beseitigung der „Säulen der Apartheid“ abhängig. Darunter werden der Population Registration Act, nach der die Menschen getrennt nach Rassen registiert werden; der Group Areas Act, der getrennte Wohngebiete zuweist; die Landraubgesetze von 1913 und 1936; das Bantu-Erziehungsgesetz und die Schaffung der Bantustans (Homelands) verstanden.

Hans Brandt

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