: 11.000 Ausländer sitzen im Irak fest
■ Rückflugaktion für deutsche Angehörige abgeschlossen / Iraks Außenminister in Moskau / Baker und Brady auf Betteltour / USA erlassen Ägypten zum Dank sieben Milliarden Dollar Militärschulden
Bonn/Moskau/Bagdad (dpa/afp/ap/adn) - Nahezu alle Frauen und Kinder der von Irak festgehaltenen Deutschen haben mittlerweile Bagdad verlassen, teilte am Mittwoch das Auswärtige Amt in Bonn mit. Zurück bleiben mußten rund 150 deutsche Männer in Kuwait und rund 400 im Irak. Die Zahl der Bürger westlicher Staaten in Irak und Kuwait beläuft sich damit auf etwa 11.000. Zehntausende geflohene asiatische Gastarbeiter sitzen derweil unter katastrophalen Bedingungen in Jordanien fest, ohne zu wissen, wie sie in ihre Länder kommen sollen.
Der irakische Außenminister Tarik Aziz traf unterdessen in Moskau ein. Die UdSSR wolle, so 'Tass‘, „alle politischen Möglichkeiten“ zur Beilegung der Krise am Persischen Golf ausschöpfen. Dazu seien auch Kontakte mit der irakische Führung erforderlich. Sowjetische Position sei, daß alle irakischen Truppen unverzüglich aus Kuwait zurückgezogen und die Unabhängigkeit und staatliche Souveränität des arabischen Emirats wiederhergestellt werden. In einer ersten gemeinsamen Stellungnahme haben der sowjetische Außenminister Schewardnadse und sein japanischer Kollege Nakayama in Tokio diese Forderung wiederholt.
Unterdessen hat nach Ministerpräsident Schamir auch der stellvertretende israelische Außenminister Benjamin Nethanijahu den sowjetischen Vorschlag einer internationalen Nahost-Konferenz zur Beilegung der Golfkrise als „Versuch, die Golfkrise mit dem israelisch-arabischen Konflikt zu verknüpfen“ abgelehnt. Irak dementierte zeitgleich die Erklärung des PLO-Führers Abu Yihad in der französischen Tageszeitung 'Liberation‘ vom Dienstag, Saddam Hussein würde unter bestimmten Bedingungen über einen Rückzug seiner Truppen aus Kuwait verhandeln. Dazu gehörten laut Yihad der Besitz der beiden kuwaitischen Inseln Bubijan und Warda und eine internationale Garantie, daß die USA den Irak nicht angreifen würden. Die staatliche Nachrichtenagentur 'INA‘ schrieb gestern, Kuwait sei ein lebenswichtiger Teil Iraks, „der für immer zum Ursprung zurückgekehrt ist“.
Zwei führende Vertreter der US-Administration unternehmen in dieser Woche Blitz-Besuche in mehreren Hauptstädten der Welt, um einen finanziellen Obolus bei den Verbündeten einzufordern. Finanzminister Brady reist nach Paris, London, Seoul und Tokio, Außenminister Baker setzt sich am Donnerstag in Richtung Riad, Bonn und Rom in Marsch. Zur Kasse gebeten werden sollen „diejenigen, die von den USA vor irakischer Bedrohung geschützt werden und diejenigen, die vom freien Fluß des Öls profitieren“, so Präsidentensprecher Fitzwater. Es werden Summen bis zu 25 Milliarden Dollar genannt, die aus der von Bush in der vergangenen Woche verkündeten „Initiative zur internationalen Lastenverteilung“ herausspringen sollen. Besonders die Deutschen und Japaner sollen zahlen, was in Bonn SPD und Grüne strikt ablehnen. Eine solche Finanzhilfe sei eine „direkte Leistung“ an den US-Haushalt und „sehr problematisch“, erklärte gestern SPD-Verteidigungsexperte Manfred Opel betonte. Weil Ägypten als „Symbol für unsere Anerkennung“ bei den US-Bemühungen im Golf die sich auf sieben Milliarden Dollar belaufenden Auslandsschulden bei den USA erlassen werden, fordern nun auch die Israelis von den USA einen finanziellen „Ausgleich für ihre durch die Golfkrise erhöhten Rüstungsaufwendungen“. Das machte Verteidigungsminister Mosche Arens am Dienstag in Jerusalem deutlich.
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