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Reinickendorf und der Müll

■ Von Alba beantragter Standort für Wiederverwertungsanalge von Gewerbemüll in der Flottenstraße stößt auf Ablehnung bei Bewohnern und Bezirk / Abfallexperten wollen Eilgenehmigung durchpeitschen

Reinickendorf. Der Plan ist zwar noch nicht fertiggestellt, die Genehmigung aber schon auf dem Tisch: Die Senatsverwaltung will der Spandauer Alba-Gruppe schon in der übernächsten Woche eine vorläufige Genehmigung zum Bau von Berlins erster Sortieranlage zur Verwertung und Entsorgung von Gewerbe- und Baustellenabfällen erteilen. Am beantragten Standort Flottenstraße in Reinickendorf könnte dann Europas größtes Recyclingprojekt dieser Art spätestens Ende 1991 in Betrieb gehen, erklärte auf Anfrage der Referent der Umweltsenatorin, Schwilling. Bei einer Wiederverwertungsquote von 50 Prozent möchte der Alba -Firmenableger Lepkojus jährlich 100.000 Tonnen Gewerbemüll sowie 17.500 Tonnen Baustellenmüll verarbeiten. Sowohl die betroffenen Anwohner als auch das bezirkliche Umweltamt halten den projektierten Standort aber für nicht geeignet, befürchten eine unzumutbare Umweltbelastung. Im wesentlichen unausgeräumt blieben die Bedenken auch bei einer Diskussionsveranstaltung am Mittwoch abend, zu der der „Runde Umwelttisch Reinickendorfer Kirchen“ Vertreter aller Seiten geladen hatte.

Laut den Angaben aus der Umweltverwaltung soll Alba zur Auflage gemacht werden, daß mit der Abluft der Müllsortieranlage maximal nur fünf Milligramm Staub pro Kubikmeter emittiert werden. Gesetzlich vorgeschrieben sei ein vielfach höherer Grenzwert. Da Reinickendorf durch die Ballung von Industrie und Gewerbe überdurchschnittlich stark mit Schwebstaub belastet ist, wäre auch das noch zuviel, so der Tenor der Anwohner. Man habe deshalb in einer schriftlichen Stellungnahme gefordert, eine Staubbelastung ganz „zu vermeiden“, ergänzte ein Mitarbeiter des bezirklichen Umweltamtes.

Hinzu kommt der Lärm: Bis zu 260 „Fahrbewegungen“ von Müllastern werden bei Vollbetrieb der Recyclinganlage prognostiziert. Schwacher Trost der Abgesandten eines planenden Ingenieurböros: Aufgrund des jetzt bereits starken LKW-Verkehrs auf der Roedernallee könnten Betroffene davon „sowieso nichts mehr hören“. Von dem Vorschlag der bezirklichen Umweltschützer, zum Transport des ins Auge gefaßten Recyclingguts - Kunststoffe, Kartonagen, Papier, Holz und Metalle - die noch nahe beim Reinickendorfer Alba -Gelände liegenden Gleise einer Industriebahn zu nutzen, wollte Alba-Chef Schweitzer wenig wissen: „Ich kann schlecht mit dem Gabelstapler einzelne Ballen zu 300 Meter weiten Gleisen fahren.“

Auf die Frage, inwieweit die Genehmigungsbehörde den Schienentransport des Recyclingsmülls zur Auflage machen könnte, ging der Leiter des Abfallreferats im Hause Schreyer, Königshaus, an dem Abend jedoch nicht ein. Hinsichtlich des Standortes solcher Bauvorhaben gebe es immer „bestimmte Zielkonflikte“ mit den Anrainern, so der Referatsleiter. Maßgeblich sei für die Behörde, daß es sich um ein in einem Industriegebiet zulässiges Vorhaben handele. Überhaupt müßte die Müllverwertung an der „Abfallquelle“ und nicht „auf dem flachen Land“ geschehen. Sämtliche in Frage kommenden Grundstücke im jetzt wieder zugänglichen Berliner DDR-Umland habe man dennoch auf ihre Eignung für eine Müllsortieranlage hin überprüft, versicherte eilfertig der Alba-Geschäftsführer. Da komme durchweg „wie im Persischen Golf“ das Öl aus den Böden. Noch eine vorherige Bodenwäsche zu bezahlen wäre der „Ruin unserer Firmengruppe“, klagte der private Unternehmer.

Thomas Knauf

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