Get your kicks

■ Die Sehnsucht nach den Kicks auf der Route 66

Dem afrikanischen Dichter und Schriftsteller Breyten Breytenbach ist am Mittwoch abend in Johannesburg für sein Werk „Memory of snow and dust“ (Erinnerung aus Schnee und Staub) der wichtigste südafrikanische Literaturpreis verliehen worden. Bereits zum fünften Mal ging dieser von der Vertriebsgesellschaft CNA vergebene Preis an den 50jährigen Schriftsteller, der die französische Staatsbürgerschaft angenommen hat. Zum ersten Mal erhielt Breytenbach den Preis für englischsprachige Literatur. Seine vier vorherigen ausgezeichneten Werke (1967, 1969, 1976 und 1984) hatte er in seiner Muttersprache Afrikaans geschrieben. Der in Frankreich lebende Schriftsteller, der sich engagiert gegen die Apartheid wendet, wurde 1975 aufgrund des Terrorismus-Gesetzes zu neun Jahren Zuchthaus verurteilt.

1982 wurde er freigelassen und nahm noch im selben Jahr die französische Staatsbürgerschaft an. Der Preis für Literatur in Afrikaans ging an Henriette Grove für ihren Roman „In die Kamer was 'n Kas“.

Auf eine fast sechzigjährige Karriere kann Frankreichs großer Theatermann Jean-Louis Barrault zurückblicken, wenn er am kommenden Samstag seinen 80. Geburtstag feiert. Der theaterbegeisterte Apothekerssohn schmiß sein Mathematikstudium, lernte in den 30er Jahren sein Handwerk bei Charles Dullin und Etienne Decroux und setzte es alsbald in skandalöse („Autour d'une Mere“, 1935), zeitbezogene (Cervantes‘ „Numancia“, 1937) und triumphale (Claudels „Der seidene Schuh“, 1943) Inszenierungen um. Auch ins Filmgeschäft stieg er ein und spielte in rund 25 Filmen, u.a. 1944

den „Baptiste“ in Marcel Carnes „Die Kinder des Olymp“. Er heiratete 1940 Madeleine Renaud, folgte ihr zunächst an die Comedie Fran?aise, um dann mit ihr 1947 eine eigene Truppe, die „Compagnie Renaud-Barrault“ zu gründen. Nach weiteren erfolgreichen Eigenprojekten brachten sie im staatlichen „Odeon„-Theater Jean Genet, Eugene Ionesco u.a. zur Aufführung. Nach zehn Jahren fand das Engagement ein jähes Ende: Seine Parteinahme für die revoltierenden Studenten, die das Odeon zu ihrer Heimstatt gemacht hatten, mußte Barrault - nach eigenen Aussagen selbst ein „sanfter Anarchist“ - 1968 mit dem Hinauswurf durch de Gaulles Kulturminister Andre Malraux bezahlen. Barrault bedauerte vor einigen Jahren in einem Interview, daß die junge Generation doch „recht konventionell“ sei: „Dem heuti

gen Theater fehlt es an Sinnlichkeit. Die Autoren sind zu intellektbezogen“. Nachdem Jean-Louis Barrault zuletzt 1986 in „Le Cid“ auf der Bühne stand, hat er vorerst keine neuen Pläne. Als eingeschworene Feinde von pompösen Empfängen wollen die Barraults den 80. Geburtstag ganz diskret in ihrem Landhaus in Chambourcy bei Paris feiern.

Ernst Kreneks Oper „Jonny spielt auf“, die 1927 in Leipzig ihre Uraufführung erlebte, wird am 27. September die Spielzeit 1990/91 am Leipziger Opernhaus eröffnen. Mit dieser und den weiteren Neuinszenierungen, darunter „Doktor Faust“ von Feruccio Busoni und „Elegie für junge Liebende“ von Hans Werner Henze will das Musiktheater seine anspruchsvolle Devise, „kein konservatives bürgerliches Opernhaus mit nur schönen Stimmen“ zu sein, verwirklichen.