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Die Koreas machen ersten Schritt

■ Obwohl es noch keinen Druchbruch bei den Gesprächen gegeben hat, könnte es bald zu einem neuen innerkoreanischen Gipfel kommen / Das Nichtscheitern des Gipfels wird schon als Erfolg gewertet

Aus Seoul Georg Blume

„Ein erster Schritt zur Eröffnung von Gesprächen ist getan. Das historische Treffen zwischen den Regierungschefs aus Nord- und Südkorea stellt deshalb einen Teilerfolg dar. Große Ergebnisse waren von vornherein nicht zu erwarten.“ Dieser knappe aber deutliche Kommentar des oppositionellen Radiosenders CBS spiegelt die Ansicht der meisten südkoreanischen Beobachter wider, nachdem die offiziellen Gespräche zwischen den Regierungchefs aus Seoul und Pjongjang am gestrigen Abend ohne Zwischenfall beendet worden waren.

Auf beiden Seiten war Erleichterung schon deshalb spürbar, weil die Gespräche nicht - wie schon so oft - bei der ersten Begegnung gescheitert waren. Stattdessen kamen die Delegationen überein, sich wie geplant im nächsten Monat erneut in Pjöngjang zu treffen. Glaubt man dem südkoreanischen Delegationssprecher, dann hat sich der Norden sogar bereit erklärt, zu diesem späteren Zeitpunkt über die Fragen der Familienbegegnung, des Briefwechsels und der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zu verhandeln.

Erstmals seit dem UN-Waffenstillstandsabkommen von 1953, das den dreijährigen Koreakrieg beendete, hatten sich die Regierungschef aus Nord- und Südkorea am Mittwoch und Donnerstag an einen gemeinsamen Verhandlungstisch gesetzt. Das Treffen wurde von allen südkoreanischen Medien als „historisch“ apostrophiert. Gleichwohl konnte keine Seite mit neuen Verhandlungsvorschlägen aufwarten. Der Süden besteht auf der Anerkennung der Zweistaatlichkeit. Die nordkoreanischen Delegationsmitglieder weigerten sich hingegen auch in den letzten Tagen beharrlich, ihre südkoreanischen Kollegen mit der offiziellen Amtsbezeichnung anzureden. Pjöngjang hat die Regierung in Seoul bisher nicht anerkannt, weil es die koreanische Teilung in einer „nationalen Konföderation“ überwinden will, die beide Gesellschaftssysteme erhält.

Nichtsdestotrotz kann von einer erkennbaren Annäherung der Verhandlungspartner gesprochen werden. Ein gegenseitiger Nichtangriffspakt wurde von beiden Delegationen befürwortet; Abrüstungsverhandlungen allseits gewünscht. In einer auffällig vorsichtigen Formulierung sprach der nordkoreanische Delegationssprecher von der „Notwendigkeit eines gemeinsamen Bemühens“ zur Reduzierung der US-Truppen in Südkorea. Zuvor hatte Pjöngjang in zahlreichen Stellungnahmen den Abzug der US-Truppen zur Vorraussetzung für intensivere Gespräche mit Seoul erklärt.

Als Zugeständnis der südkoreanischen Seite kann gelten, daß eine zusätzliche Verhandlungsrunde auf Beamtenebene hinsichtlich der UN-Mitgliedschaft Koreas schon für die nächste Woche vereinbart wurde. Beide Teilstaaten haben bisher keinen UN-Sitz. Nordkorea aber befürchtet, daß die Verbesserung der Beziehungen Südkoreas mit der Sowjetunion und China es Seoul erlauben könnte, im Alleingang einen UN -Sitz zu erwerben.

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