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Wortwandlungen

■ betr.: "Linke - wie hältst du's mit dem Teufel?" taz vom 6.9.90 und das Leser-briefing zur Irak-Diskussion

betr.: „Linke - wie hältst du's mit dem Teufel?“ taz vom 6.9.90 und das Leser-briefing zur Irak-Diskussion

Wehe, wenn sie losgelassen, die Worte. Du holst sie nie mehr ein. Jetzt sind sie bei der Euro-taz gelandet. Die sagt: „Die deutschen Grünen Antje Vollmer und Udo Knapp billigen militärisches Eingreifen unter UNO-Kontrolle nicht nur deshalb, weil Hussein mit Hitler vergleichbar sei: Auch pazifistische Mittel wie Wirtschaftsembargen seien ohne militärische Zwangsmittel Augenwischerei.“

Ich möchte an diesem Höhepunkt der Wortwandlungen doch noch einmal kurz ihren Ursprung in Erinnerung rufen. 1. Hatte Antje Vollmer vor einer militärischen Option im Golf in ihrer Bundestagsrede vom 9.8.90 eindeutig gewarnt. Ausführlicher habe nur ich etwas dazu gesagt. 2. Habe auch ich mich gegen jede militärische Intervention im Irak ausgesprochen und für einen Wirtschaftsboykott. 3. Habe ich zur Vergleichbarkeit von Hitler und Hussein noch nichts gesagt, hole das aber hier gerne nach: Der Vergleich ist gefährlicher Unsinn.

Woher kommen die Wortverdrehungen? Vom Schema. Ich registriere erschrocken Deutschland als faktische Weltmacht. Ergo: Er will Weltmacht sein. Ich formuliere die Aufgabe, diese Weltmacht wider Willen zu zivilisieren. Ergo: Er spinnt. Ich problematisiere die unschuldsselige Spielart deutschen Pazifismus‘, argumentiere stattdessen mit sachlichen Gründen - also verantwortungspazifistisch - für eine gewaltfreie Lösung. Ergo: Er will Krieg. Usw. Die Schlußfolgerung aus alledem: Entweder er ist verrückt oder ein Reaktionär. Mein Ergo: Neue Wirklichkeiten brauchen neue Worte, neue Sachverhalte neues Sprachverhalten. Über neue Fragen muß man ohne Angst diskutieren dürfen.

Bernd Ulrich, (BRD)

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