: Glanz und Elend des First Dog
Das Weiße Haus aus der Sicht des „Ersten Hundes der Nation“ können Leser in den USA jetzt zum Vorzugspreis von 14,36 Dollar erleben. Crown Books, eine der großen amerikanischen Buchhandelsketten warb in der jüngsten Buchbeilage der 'Washington Post‘ für die Memoiren der Spaniel-Hündin, deren Erlös einem Fonds zur Bekämpfung des Analphabetentums zufließen soll. Unter dem Titel Millie's Book as dictated to Barbara Bush finden sich intime Anmerkungen zu einem Zeitraum vornehmen Hundelebens seit Millies Ankunft in Washington im Jahre 1987, als George Bush noch Vizepräsident war, bis in die jüngste Vergangenheit.
In der Werbung zu diesem Meilen
stein der amerikanischen Memoirenliteratur heißt es, der „First Dog“ Millie Bush habe seine bescheidene Zurückhaltung gegenüber der Öffentlichkeit aufgegeben und äußere sich erstmals zu seiner Rolle als bester Freund des Präsidenten. „Millie erinnert sich ihrer ausgedehnten Spaziergänge zum Weißen Haus seit ihrer Ankunft in Washington, an die einsamen Tage während der Wahlkampagne 1988, bis zum Einzug in die 1600 Pennsylvania Avenue (Weißes Haus) und an die Geburt ihrer sechs Welpen im März 1989. Millie nimmt die Leser mit durch einen stets geschäftigen Tag, der morgens um 6.00 Uhr zuweilen mit den ersten Briefings und Diskussionen im Oval Office beginnt. Dazwischen gibt es immer einmal eine kurze Pause, um im Park ein Geschäft zu erledigen. Millie begleitet Barbara Bush auch auf einer Tour
durch das Weiße Haus vom Rosengarten zum Lincoln -Schlafzimmer, vom East Room zum Blue Room.
Die jüngste Aufregung um Millie gab es erst nach der Drucklegung des Buches. Zunächst hatte es geheißen, der First Dog habe sich bei Renovie
rungsarbeiten im Präsidentensitz bleihaltige Farbe von den Pfoten geleckt, doch dann stellte sich heraus, daß die Hündin unter einer gefährlichen Gefäßerkrankung des Bindegewebes leidet. Zu den Symptomen der Krankheit, die Hunde sehr selten befällt, gehören Arthritis und Veränderungen der Haut sowie der inneren Organe. Aber Millie ist hart im Nehmen. Ein paar Tage an der frischen Seeluft von Kennebunkport, wo die Familie Sommerurlaub machte, hatte die Genesung gefördert. „Sie befindet sich voll auf dem Weg der Besserung“, sagte Sprecherin Anna Perez. Mit glänzendem schwarz-weißem Fell und einer nur leicht nachgedunkelten Nasenspitze, weil Millie nicht viel von Sonnenbädern hält, jagt sie schon wieder Eichhörnchen im Park des Weißen Hauses.
Karl Wegmann
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