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Kaiser Wilhelm kehrt zurück

Koblenz (taz) — Die deutsche Teilung geht, Kaiser Wilhelm kommt zurück, nach Rheinland- Pfalz: Auf dem seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs leerstehenden Sockel am „Deutschen Eck“, dem Zusammenfluß von Rhein und Mosel bei Koblenz, soll wieder ein Reiterstandbild des Kaisers thronen. Dazu gab jetzt das Mainzer Kabinett grünes Licht. Damit beendet die Landesregierung ein langjähriges Hickhack, das mit einem Angebot des ehemaligen 'Rhein-Zeitung‘-Verlegers Theisen seinen Anfang genommen hatte. Der hatte 1987 das Angebot gemacht, drei Millionen Mark dafür springen zu lassen, daß Wilhelm wieder reiten darf. Der Kaiser war in den letzten Kriegstagen von ebenso treffsicheren wie respektlosen amerikanischen Soldaten vom Sockel geschossen worden. Seit 1953 weht auf dem verwaisten Sockel die schwarz-rot-goldene Fahne. Bundespräsident Heuss hatte damals den Sockel zum „Mahnmal für die deutsche Teilung“ erhoben. Eben mit diesem Argument versuchte der damalige Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) 1987 das unwillkommene Geschenk abzulehnen. Was damals keiner ahnen konnte, bringt jetzt die Landesregierung in die argumentative Sackgasse und Wilhelm zurück auf den Sockel: „Solange das Brandenburger Tor zu bleibt, ist die deutsche Frage offen“ hieß es, solange könne man auch den „Reichsgründer“ nicht ehren. Die Argumentation lautet jetzt: Brandenburger Tor offen, deutsche Frage geklärt, Wilhelm kann antraben. Th. Krumenacker

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