Informatik praktisch am Wecker

■ „Technische Informatik“ ab Mitte 1991 auch an der Hochschule Bremen

Lange genug hat die Bremer Fachhochschule ihren Schwestern in Hamburg und Hannover im Bereich der Informatik nachgestanden. Das wird sich in Zukunft grundlegend ändern. Ab Sommersemester 1991 kann auch in Bremen Technische Informatik studiert werden. Insgesamt 110 StudentInnen werden sich acht Semester lang mit „konkreten Anwenderfragen“ herumschlagen. Denn im Unterschied zur allgemeinen Informatik, bei der die theoretischen Lösungen von Problemen im Vordergrund stehen, geht es bei der Technischen Informatik um handfeste Dinge. Hier wird die Frage beantwortet: Wie muß eine Kraftfahrzeug-Zündung konstruiert werden, damit sie obtimal funktioniert und wenig Energie verbraucht? Welches Sparprogramm eignet sich für welche Waschmaschine? Oder: Was fehlt einem Wecker, der genau nach dem zehnten Klingelzeichen immer noch nicht automatisch abschaltet? „Wir haben uns natürlich auch schon früher im Rahmen der Elektrotechnik mit solchen Problemen beschäftigt“, verteidigte gestern Hartmut Greger, Sprecher des Fachbereichs Elektrotechnik, die Hochschule, „aber erst jetzt sind wir in der Lage, so einen Studiengang auch durch spezielle Ausstattungen abzudecken.“ Die Planung für eine Neueinrichtung des Laborbereiches soll Ende Oktober abgeschlossen sein. „Ungefähr zwei Millionen Mark wird der Ausbau insgesamt kosten“, schätzt Rektor Ronald Mönch. Davon werden nach dem Hochschulbauförderungsgesetz 50 Prozent vom Bund und 50 Prozent von der Stadt Bremen übernommen. „Diese Gelder sind eine echte Zukunftsinvestition.“ So zumindest wertet Mönch die Tatsache, daß statistisch gesehen jede/r Absolvent/in zwischen vier verschieden Stellen auswählen kann.

„Bei uns in der Elektrotechnik haben wir auch solche Erfahrungen gemacht“, ergänzt Hartmut Gregern, „es passiert ganz oft, daß man Studenten, die in einer kleineren Firma ihr halbjähriges Praktikum absolviert haben, den Vorschlag macht, dort auch ihre Diplomarbeit zu schreiben. Und der Schritt, übernommen zu werden, ist dann nur noch ein ganz kleiner.“

Aufnahmebedingung für das neue Studienfach ist die Fachhochschul- oder allgemeine Hochschulreife und ein halbjähriges Praktikum. Da man mit einer erheblich höheren Bewerberzahl als die vorhandenen 110 Plätze rechnet, wird der erforderliche Zensurendurchschnitt bei etwa 2,0 liegen.

Eine Besonderheit gibt es gegenüber anderen technischen Studiengängen: Immer mehr Frauen drängen in den Informatikbereich. Zur Zeit liegt ihr Anteil bei 17 Prozent mit steigender Tendenz, wohingegen nur 3 Prozent der StudentInnen im Fachbereich ELektrotechnik und Maschinenbau Frauen sind. bz