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Ratlosigkeit um Liberias Zukunft

Monrovia/London (adn/afp/taz) — Die Kämpfe in Liberias Hauptstadt Monrovia spitzen sich weiter zu. Doe-Mörder Johnson versicherte gestern, seine Truppen hätten den Präsidentenpalast eingenommen und etwa sechzig Soldaten der Westafrikanischen Friedenstruppe (ECOMOG) gefangengenommen.

Angesichts der Unfähigkeit der ECOMOG, vor ihrer Nase die Ermordung des Präsidenten Doe zu verhindern, denken die Teilnehmerstaaten über eine Neuorientierung des mittlerweile drei Wochen dauernden Truppeneinsatzes nach. Während Ghanas Regierung dementierte, daß man einen Rückzug der ghanaischen ECOMOG-Soldaten erwäge, gab Nigeria, das zusammen mit Ghana den größten Teil der Truppe stellt, die Entsendung von zwei weiteren Kriegsschiffen bekannt. Der Präsident der 44. Sitzungsperiode der UNO-Vollversammlung, der Nigerianer Joseph Garba, regte am Donnerstag eine UNO-Intervention in Liberia an. UNO-Generalsekretär Perez de Cuellar erklärte aber, die UNO sähe sich angesichts der Zustände in dem Land nicht einmal zu einer humanitären Hilfe in der Lage. Die UNO wird Liberia jedoch in die Gruppe der „ärmsten Entwicklungsländer“ (LDC) als 42. Mitglied aufnehmen, verlautete auf der laufenden LDC- Konferenz in Paris.

In Monrovia ist unterdessen eine Cholera-Epidemie ausgebrochen. Sowohl Lebensmittel- als auch Trinkwasservorräte sind erschöpft. Angehörige des Krahn-Volkes, dem Samuel Doe angehörte, versuchen, aus Liberia zu fliehen und der Rache anderer Völker für die zehnjährige Doe—Diktatur zu entkommen. Augenzeugen berichten, daß Johnsons Gio-stämmige Anhänger gezielt Jagd auf Krahn machen. D.J.

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