: Kurz und gut
■ Herbstakademie: Bobby Burgess mit Big-Band
Im Rahmen der Herbstakademie formierte sich eine Big-Band aus Bremer Musikern und Studenten und erarbeitete in nur fünf Tagen unter der Leitung des Posaunisten Bobby Burgess ihr Programm vom Samstag. Der Qualität der Darbietung war die Kürze der Probenphase allerdings kaum anzumerken.
Die Musik wurde locker und mit sehr viel Souveränität gespielt. Das galt sowohl für die ganze Band, als auch für die Solisten, deren Soli sehr abwechslungsreich waren und dabei immer gut in den Gesamtablauf der Stücke eingebettet wurden. Die Breaks wurden genau gespielt, die Einsätze kamen gut zusammen. Die Spannung der Stücke wurde ausgefeilt aufgebaut und gehalten. Übergänge zu den Soloteilen waren zum Teil so überzeugend, daß sie wie durchkomponiert wirkten. Das gilt auch für die Übergänge zwischen den einzelnen Soli.
Dies alles läßt sich auf die Fähigkeit der Bandmitglieder zurückführen, aufeinander zu hören und zu reagieren und ist schließlich auch ein Zeichen dafür, wie gut der Posaunist Bobby Burgess es versteht, ein Arrangement einzustudieren und eine Big-Band zu leiten.
Trotzdem gibt es auch Kritikpunkte: Der Schlagzeuger hatte Probleme, rhythmisch auf den Punkt zu spielen. Er kam in den Groove der Musik oft nicht hinein und unterstützte die Solisten leider gar nicht. Zweitens waren die Lautstärkenverhältnisse sehr unausgewogen. So konnte man die Solisten oft nicht genug hören, was besonders bei Gillespies Stück „A Night In Tunesia“ auffiel, in dem das Thema von nur einer Trompete gespielt wurde. Ein Solistenmikrophon hätte den Musikern die Möglichkeit gegeben, differenzierter mit Lautstärkenschattierungen zu arbeiten. Das Klavier war während des gesamten Konzertes zu leise.
Sehr erfreulich war das Programm, das fetzige und ruhige Stücke enthielt. Außerdem war es schön, daß relativ unbekannte Stücke ebenso vertreten waren wie auch einige schon fast klassische Standards, wie „A Night In Tunesia“ oder „Georgia On My Mind“. Das Arrangement des Michael-Jackson-Songs „This Girl Is Mine“, war so originell, daß es gleichberechtigt neben der Originalfassung steht. Alles in allem eine gelungene Veranstaltung. Hoffentlich wird unterm Strich die ganze Herbstakademie so erfreulich und lohnenswert gewesen sein.
Marco Ehrhardt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen