: Volkspolizei bleibt stur — Akten werden verbrannt
■ Originaldokumente zur Vernichtung freigegeben/ Streit zwischen Diestel und Pätzold eskaliert
Berlin (taz) — Die zur Vernichtung freigegebenen geheimen Unterlagen der Ostberliner Volkspolizei sollen nach Angaben von Innensenator Pätzold heute in der Müllverbrennungsanlage von Schwedt an der Oder (DDR) „entsorgt“ werden. Nach Angaben des Ostberliner Polizeipräsidenten Bachmann handelt es sich dabei um Duplikate von geheimen Verschlußsachen und offenen Weisungen aus der Tätigkeit der Volkspolizei. Der Sprecher des Ostberliner Innenstadtrats Thomas Krüger (SPD), Lutz Engelke, hat dieser Version gegenüber der taz vehement wiedersprochen. Die Vernichtung von Originaldokumenten sei überhaupt nicht ausgeschlossen. Unter den freigegebenen Dokumenten befänden sich unter anderem brisante Tonbänder, auf denen Gespräche zwischen „operativen Kräften und operativen Leitern“ aufgezeichnet sind. Dabei ging es auch um Einsätze gegen Oppositionelle. Außerdem gehören zu den Unterlagen auch geheime Karteien des Sondernachrichtendienstes. Diese Unterlagen seien nur einmal im Original vorhanden. Engelke zur taz: „Das ist Vernichtung von möglichem Beweismaterial. Sowas ist strafbar.“
Polizeipräsident Bachmann betonte gestern in einer eilig einberufenen Pressekonferenz, daß die Anweisung zur Vernichtung der Unterlagen nicht zurückgenommen werde. Allerdings werde er überprüfen, ob die Anweisung „korrekt“ umgesetzt werde. Demgegenüber hat West-Berlins Innensenator Pätzold den derzeitigen Dienstherren der Volkspolizei, DDR-Innenminister Diestel, dringend aufgefordert, die Aktion sofort zu stoppen.
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