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Die Golffronten verhärten sich

■ Irak beschließt Beschlagnahme ausländischer Guthaben und stellt sich auf US-Angriff ein/ UNO-Sicherheitsrat erwägt Luftblockade/ WEU einigt sich nicht auf gemeinsames Oberkommando

New York/Washington/Paris (adn/dpa/afp/ap) — In der Golfkrise zeichnen sich Bemühungen eine weitere Verschärfung ab. Irak beschloß gestern die Beschlagnahme der Gelder und Güter all jener Länder, Institutionen und Banken, die wegen der Invasion Kuwaits irakische und kuwaitische Vermögenswerte eingefroren hatten. Davon sind insbesondere die USA und die EG betroffen.

Inzwischen stehen die fünf ständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates nach Auskunft des sowjetschen UNO-Botschafters Woronzow kurz vor der Einigung über eine achte Resolution gegen den Irak. Darin solle das Embargo auf den Luftraum ausgeweitet werden. Alle UNO-Mitgliedsstaaten sollen ihren Luftraum für sämtliche Maschinen sperren, die nach Irak unterwegs oder von dort gestartet sind. Den ausländischen Streitkräften am Golf soll dann erlaubt sein, verdächtige Flugzeuge zu Inspektionszwecken zur Landung zu zwingen. Auch der Handelsverkehr zwischen Drittstaaten mit irakischen Waren soll unterbunden werden. Mit der Annahme einer entsprechenden Resolution werde gegen Ende der Woche gerechnet. Für eine Verstärkung des Embargos hatten sich am Dienstag die Außen- und Verteidigungsminister der Westeuropäischen Union (WEU) ausgesprochen.

Bei dem WEU-Treffen hatten die Minister die Koordination des Einsatzes ihrer Bodentruppen und Luftstreitkräfte beschlossen. Eine ähnliche Koordination für die Marineverbände besteht bereits. Konkrete Entscheidungen mit dem Ziel einer europäischen Interventionstruppe, wie sie Jacques Delors am Montag angeregt hatte, fielen jedoch nicht. Auch die Frage eines gemeinsamen europäischen Oberkommandos kam nicht zur Sprache. Frankreich und Großbritannien drängten jedoch die anderen WEU-Mitgliedsstaaten zur Entsendung von Landstreitkräften ins Krisengebiet.

Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums hat der Irak in den vergangenen beiden Wochen seine Truppen in und um Kuwait von 265.000 auf 360.000 Mann verstärkt. Bagdad scheine ferner seine schweren Waffen von der saudi-arabischen Grenze zurückzuziehen und stattdessen mehr Infanterie an die vorderste Linie zu schicken. Dies deute darauf hin, daß sich der Irak auf einen US-Angriff vorbereitet. „Der Irak glaubt fest daran, daß wir angreifen“, zitiert die 'Los Angeles Times‘ am Mittwoch einen hohen US-Offizier.

Japan erwägt die Entsendung „nichtmilitärischer Selbstverteidigungseinheiten“ in Höhe von 500 bis 1.000 Mann zur Unterstützung der USA. Dazu ist zwar eine Gesetzesänderung erforderlich; eine Änderung der japanischen Verfassung, die eine Entsendung von Streitkräften ins Ausland verbietet, schloß Regierungschef Kaifu jedoch aus. Argentinien will als erstes lateinamerikanisches Land zwei Kriegsschiife in den Golf schicken. Eine Behauptung aus Nato-Kreisen, die Sowjetunion würden den USA ein Fährschiff zum Transport von Militärausrüstung in den Golf leihen, wurde gestern von Moskau dementiert.

Auch diplomatische Bemühungen zur Lösung der Krise gehen weiter. Marokkos König Hassan, Jordaniens König Hussein sowie Algeriens Staatspräsident Chadli sollten gestern in Marokko zu Beratungen zusammenkommen. Wie es hieß, hofft Marokko, eine Gruppe von arabischen Staatsführern bilden zu können, die mit dem irakischen Präsidenten zusammentrifft.

Im proirakischen Lager finden sich unterdessen alte Feinde zusammen: George Habasch und Nayef Hawatmeh, Führer zweier radikaler Palästinensergruppen, die nach dem von jordanischen Truppen blutig niedergeschlagenen Palästinenseraufstand von 1970 („Schwarzer September“) zu den bittersten Feinden des jordanischen Königs Hussein gehörten, kehrten im Triumph nach Jordanien zurück. Auf der Ammaner Konferenz proirakischer Kräfte aus verschiedenen arabischen Staaten wurden sie mit Ovationen empfangen. „Mit allen Mitteln“ wolle man gegen die „US-Invasion“ kämpfen, sagte PFLP-Führer Habasch. Die Konferenz verabschiedete eine Resolution, in der zum „Heiligen Krieg“ gegen die amerikanischen Truppen am Golf sowie zum Sturz des ägyptischen Präsidenten Mubarak aufgerufen wird.

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