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Beinbruch im Sturm Öl läuft in die Nordsee

■ Gesunkene norwegische Wohnplattform verliert Öl

Hamburg (taz) — Die am 21. August 80 Kilometer vor Sylt auf Grund gelaufene und gekenterte norwegische Wohnplattform „West Gamma“ ist am vergangenen Freitag im Sturm abgesackt und liegt jetzt fast vollständig unter Wasser. Ulf Bustorff von der zentralen Sonderstelle des Bundes „Ölunfälle See/Küste“ in Cuxhaven geht davon aus, daß alle vier Stützbeine gebrochen sind und das Wrack „auf den Rücken“ gekippt ist. An den Bruchstellen laufe wahrscheinlich ein Teil der 32 Tonnen Hydrauliköl aus.

Von diesem Öl, das im Verdacht steht, hochgiftige krebserregende Polychlorierte Biphenyle (PCB) zu enthalten, behaupten die norwegischen Eigner inzwischen, daß es völlig ungefährlich, ja sogar biologisch abbaubar sei. Die Plattform wäre seit 1983 ständig auf gefährliche Arbeitsstoffe untersucht worden, ein Gutachten bestätige, daß das Hydrauliköl keine PCB enthalte.

Von der Cuxhavener Ölunfallstelle war auch zu erfahren, daß aufgrund der Schräglage ständig Gasöl (leichtes Dieselöl) — allerdings nur im Literbereich — aus den Tankentlüftungen der „West Gamma“ herauslaufe. Wegen der rauhen See wäre jedoch kein Ölfilm zu sehen. Da das Gasöl sich sehr schnell mit dem Wasser vermische, sei ein Abbinden bereits ausgetretenen Öls weder möglich noch sinnvoll. Aber selbst wenn das gesamte Öl auslaufe, bestehe keine Gefahr für die Sylter Strände.

Da die Plattform jetzt durch den Sturm gedreht wurde und eine vollkommen andere Lage eingenommen hat, müssen weitere Taucheruntersuchungen stattfinden, bevor die vier Tanks erneut auf Treibstoff abgesucht werden können.

Der gestrige Bittbrief von Bundesverkehrsminister Friedrich Zimmermann (CSU) an die norwegische Regierung, das Wrack sofort zu bergen, kommt angesichts des Wetters reichlich spät. Über die Gefährdung der Schiffahrt durch das stählerne Ungetüm, die Zimmermann in dem Brief ansprach, wird sicher noch länger gestritten werden, da die norwegischen Eigner sich überlegen, das Wrack aufzugeben. Peter Hermes

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