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Schramm war Stasi-Mitarbeiter

■ Der Spitzenkandidat der Grünen tritt von allen Parteiämtern und seiner Bundestagskandidatur zurück

Berlin/Halle (adn) — Der Vorstand der Grünen hat „mit Bestürzung zur Kenntnis genommen“, daß sein Mitglied Henry G. Schramm Informant der Stasi war. Wie aus einer Montag abend veröffentlichten Presseerklärung weiter hervorgeht, hat das Gremium den von Schramm erklärten Rücktritt von allen Parteiämtern und von seiner Kandidatur zu den Bundestagswahlen angenommen und akzeptiere „die damit verbundene Entschuldigung für den entstandenen politischen Schaden für die Grüne Partei“. Mit Schramm hatte nach Rainer Börner von der PDS ein weiteres prominentes Mitglied von DDR-Parteien seine Stasi-Vergangenheit zugegeben. Henry G. Schramm gestand am Montag vor Journalisten in Halle, seit 1982 als Informant des ehemaligen MfS gearbeitet zu haben. Bereits Anfang letzter Woche hatte Schramm ein Mitglied des MfS-Auflösungskomitees von seiner Informantentätigkeit unterrichtet. Der Vorstand der Stadtgruppe Halle der Grünen habe ebenfalls Bescheid gewußt. Am Montag wollte der 41jährige an die Öffentlichkeit treten, doch die Zeitung 'Neue Presse — Express‘ Halle kam ihm mit einer Veröffentlichung zuvor. Auf der kurzfristig einberufenen Pressekonferenz bekannte sich Schramm am Nachmittag zu seiner Vergangenheit. Er erklärte, bis zum Herbst letzten Jahres Informationen über die ökologische Arbeitsgruppe in Halle sowie über seine eigene Tätigkeit an das MfS übermittelt zu haben. Er versicherte, niemanden wissentlich belastet und keinerlei Vergünstigungen für diese Informationen erhalten zu haben.

In einem Rundfunkinterview in Halle hatte der Spitzenkandidat der DDR-Grünen für den Bundestag erklärt, daß er aus Angst so lange geschwiegen habe. Jetzt habe er seine frühere Stasi-Mitarbeit nicht länger für sich behalten können und stelle sich nun der Verantwortung gegenüber seiner Partei, seinen Freunden und allen Umweltschützern in der DDR.

Wie es in der Presseerklärung des Grünen-Vorstandes weiter heißt, mache der Sachverhalt „besonders betroffen“, weil Henry G. Schramm als Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Grünen Partei mit hohem persönlichen Einsatz gute und konstruktive Arbeit geleistet habe. Über Umfang und Art seiner Kontakte zur Stasi könne nur eine Akteneinsicht Auskunft geben. Aus einer persönlichen Stellungnahme Schramms vom Montag gehe hervor, daß er von der Stasi zu dieser Mitarbeit erpreßt wurde. Der Vorstand der Grünen bekräftigt mit Nachdruck seine Forderung, die Stasi-Akten vollständig aufzuarbeiten und den Zugang unter modifizierten Bedingungen zu gewährleisten. Selbstverständlich bestehe in den Grünen die Chance für einen politischen Neuanfang. Dieser könne aber nicht mit Parteiämtern oder Mandaten beginnen.

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