piwik no script img

Das Milliardending fürs neue Berlin

■ Am Messegelände plant ein schwedischer Großkonzern ein gigantisches Bauprojekt/ Baukosten: 1,2 Milliarden DM/ Bausenator Nagel: Größte private Investion der Nachkriegszeit in Berlin

Charlottenburg. Die Vorhaltungen an den Senat, daß der Verkauf des Filetgrundstücks am Potsdamer Platz an Daimler-Benz eine »Verschleuderung öffentlichen Vermögens« (DGB) darstelle, haben bei Bausenator Nagel (SPD) anscheinend späte Wirkung gezeigt — wenn auch nun ein anderes Milliarden-Investitionsvorhaben berührt ist. Der in Aussicht genommene Investor für das Projekt einer Überbauung des Zentralen Omnibusbahnhofes (ZOB) und der angrenzenden Parkplätze am Messedamm, die schwedische Skanska Baugesellschaft mbH, soll die Baugrundstücke im Gesamtumfang von rund 52.000 Quadratmetern lediglich auf dem Wege eines Erbbaurechtsvertrages bekommen.

Laut Nagel sind die Gespräche mit der Skanska Baugesellschaft so weit gediehen, daß noch im Oktober Verhandlungen über den Abschluß eines Optionsvertrages über die Grundstücke zwischen dem Finanzsenator und dem Unternehmen aufgenommen und auch zum Abschluß gebracht werden könnten. Im nächsten Monat noch könne dann auch ein internationaler Bauwettbewerb ausgelobt werden. Euphorisch sprach der Senator von der größten privaten Einzelinvestition nach dem Kriege in der Stadt. Nach Angaben der Skanska GmbH betrügen die Investitionskosten rund 1,2 Milliarden Mark. Davon entfielen auf die reinen Baukosten etwa 600 Millionen Mark.

Mit projektierten 60.000 Quadratmetern Bruttogeschoßfläche größtes Vorhaben der Schweden ist ein sogenannter Teleport auf dem jetzigen Gelände des Busbahnhofs. Der Bauverwaltung zufolge sind Teleports internationale Breitband-Knotenpunkte, die alle vorhandenen und noch entstehenden Telekommunikationsnetze integrieren und über Glasfaserkabel sowie Satellitenstationen miteinander im Verbund stehen. Nutzer derartiger High-Tech-Einrichtungen seien international operierende Wirtschaftsunternehmen. Weiter plant die Skanska GmbH eine Messepassage mit Restaurants und Läden als Verbindung zwischen den Teleportanlagen und drei neuen Hotels. Davon soll eines das »alte« IBIS- Hotel ersetzen. Der Busbahnhof wandert nach den Planungen auf die östliche Seite des Messedamms und bekommt neben einem »Airport-City-Terminal« eine direkte Anknüpfung zum S-Bahnhof Witzleben. Auf dem alten respektive auf dem neuen Busbahnhofsgelände will man auch die Neubauten für ein Fernmeldeamt und eine Zentrale der Berliner Volksbank unterbringen. So wird Platz für eine Bruttogeschoßfläche von 200.000 Quadratmetern gebraucht. Die Lösung sei die Überbauung der Stadtautobahn-Anschlußstelle Kaiserdamm-Süd und der westlichen Fahrbahn der Autobahn zwischen Kaiserdamm und Ostpreußenbrücke, sagte Nagel. In diesem Zusammenhang hielt er auch die teilweise Überbauung des S-Bahn- Grabens mit einem etwa 5.000 Quadratmeter großen Stadtplatz entweder an der Ostpreußenbrücke oder nördlich davon am Dresselsteg für wünschenswert.

Inzwischen bestehe Übereinstimmung auch mit der Stadtentwicklungssenatorin Schreyer, daß wegen der feststehenden städtebaulichen Rahmenbedingungen ein eingeschränkter Bauwettbewerb für das Planungsgebiet reiche, versicherte der Senator. thok

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen