: Bremer „Vulkan“ will sich DDR-Schiffbau zulegen
■ 'Hamburger Abendblatt‘: Erst Kooperation, dann möglicherweise Fusion
Hamburg/Berlin (taz) — Zuzutrauen wäre es ihm schon, auch wenn sich Friedrich Hennemann, Chef des Bremer „Vulkan“, über die angeblich geplante Fusion der Großwerft an der Unterweser mit der ostdeutschen Holding Deutscher Maschinen- und Schiffbau AG (DMS) in Rostock ausschweigt. Das 'Hamburger Abendblatt‘ berichtete gestern, daß die beiden Gruppen einen Kooperationsvertrag unterzeichnet hätten; bis Mitte 1991 soll entscheiden werden, ob sich eine Verflechtung der beiden Werften lohnt. Bis Ende 1993 könnte die „Fusion“ realisiert sein. Die DSM deckt praktisch den gesamten Schiffbau der DDR ab.
Schon jetzt die größte deutsche Werft, dürfte dann der Abstand zur Konkurrenz, vor allem zu HDW in Hamburg, noch deutlicher werden. Wem eigentlich der Bremer Vulkan gehört, ist immer noch unklar. Tonangebend ist der Bremer Senat, der auch am Vulkan beteiligt ist; der geheimnisvollen Großaktionär, den der Konzern seit mehreren Jahren besitzt, ist nicht ausfindig zu machen. Allerdings halten sich die Gerüchte, daß es sich dabei um Daimler-Benz handeln soll. Der Vulkan hatte zuletzt die Marinetechnik aus dem Daimler/MBB-Deal gekauft und sich gemeinsam mit dem Dieselmotorenwerk Rostock die schweizerische Firma Sulzer-Diesel zugelegt.
Weil der jüngste Coup offenbar in aller Stille geplant worden war, habe sich die Mehrheit des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik, in dem alle Werften organisiert sind, gegen das Geschäft ausgesprochen. Völlig unklar ist derweil, wie die 4,5 Milliarden DM aufgebracht werden sollen, die die Sanierung der DSM nach Brancheninformationen kosten sollen. Das Ostsee-Unternehmen hat derzeit noch 35.000 Beschäftigte, während in der gesamten norddeutschen Werftindustrie nur noch 30.000 Menschen arbeiten. Die Ost- Produktivität und die Kapazität liegen bei rund der Hälfte derjenigen des Westens.
Mit dem Kauf der DSM will der Vulkan nach Angaben des 'Abendblatts‘ eine Größenordnung erreichen, mit der er gegen die japansichen und südkoreanischen Werften konkurrieren kann, die 70 Prozent des Weltmarktes beherrschen. Bedanken wird sich auch die EG — sie zahlt seit Jahren dafür, daß die westeuropäischen Schiffbaukapazitäten nicht vergrößert werden. diba
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