: Ungeheuerliches Organ
■ Daryle Rice und die Marva Wright Band im Modernes
Eine heiße Nacht bescherte das sechste Konzert des Women in (E)Motion-Festivals im Modernes. Sängerin/Songschreiberin Daryle Rice aus North-Carolina machte den Anfang. Sie begleitete sich selbst abwechselnd auf der Gitarre oder dem Piano. Mit ihrer warmen Stimme und ihrer freundlichen Ausstrahlung nahm sie das Publikum im nur halbvollen Modernes schnell für sich ein. Ihr Programm bestand aus meist selbstgeschriebenen Countryblues-, Blues-und Popsongs, die teilweise mit Scateinlagen und swingenden Rhythmen angereichert wurden. Dazu gehörten aber auch zwei Gitarrensoli, in denen sie iberische bzw. iberoamerikanische Töne anschlug. Insgesamt dehnte sich der mehr als einstündige Set etwas sehr, aber die ZuhöerInnen waren begeistert.
Doch der wirkliche Höhepunkt stand erst noch bevor. Marva Wright brachte das Moderne zum Kochen. Die mächtige Lady aus New Orleans ist eine großartige Shouterin, die sich in jeden Song richtig reinlegte. Ihre Band hatte mit einer druckvollen Aufwärmphase das Terrain gut vorbereitet, für einige Ungeduldige etwas zu lang. Der folgende Autritt entschädigte sicher auch sie. Marva Wright hat nicht nur ein ungeheuer präsentes Organ, sondern auch einen guten Instinkt für Dramaturgie. Treibende Rythm'n'Blues-Nummern wechselten sich mit gefühlvollen, souligen Balladen ab. Den richtigen Background für ihre voluminöse Stimme lieferte die vierköpfige Band. Billy Gregory spielte eine ausgezeichnete, fordernde Bluesgitarre. Als Bassist war George Porter von den gerade re-unierten Meters eingesprungen. Er machte seinem Ruf als „funkigster Bassist von New Orleans“ alle Ehre. Keyboarder Sammy Berfect bot raumfüllende Hammondkaskaden und wuchtige Pianoläufe, bewegte sich mit seinen Synthi-Einsprengseln aber manchmal am Rande des Sülzens. Den soliden Rhythmusteppich legte Kerry Smith. Vor diesem treibenden, pulsierenden Sound entfaltete Marva Wright ihre mächtige Stimme im shoutig-rauhen Heartbreakin' Woman beispielsweise oder im deepsouligen You don't miss your water mit gospeligem Klimax. Furioses Finale war der Gospel der Zugabe, zu der auch Daryle Rice nochmal auf die Bühne kam. Ain't Nobody like Jesus riß das Publikum von den Stühlen und zu Begeisterungsstürmen hin. Sicherlich der Höhepunkt der diesjährigen „Women in (E)Motion. Farina
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