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Variante des Nationalismus

■ betr.: "Pickelhauben und Friedenstauben" von Uli Hausmann, taz vom 22.9.90

betr.: „Pickelhauben und Friedenstauben“ von Uli Hausmann, taz vom 22.9.90

Es ist schon erstaunlich, mit welcher Naivität hierzulande immer wieder so getan wird, als sei der „europäische Gedanke“ etwas wesentlich anderes als eine Variante des Nationalismus. Man denke sich einmal einen deutschen Nationalisten und Chauvinisten; für ihn setzen zum Beispiel in ökonomischer Hinsicht die Wirtschaftsgiganten USA und Japan die Maßstäbe, an denen sich die eigene Nation seiner Meinung nach zu orientieren hat. Wenn er nicht mit der Realität auf Kriegsfuß steht, weiß er, daß sich die Wirtschaftskraft des eigenen Landes gegenüber den ökonomischen Potenzen der beiden Wirtschaftsriesen eher bescheiden ausnimmt. [...] Hätte er zu wählen zwischen einer Supermacht Europa, deren wichtigstes Ferment die Deutschen wären, und einem unabhängigeren, global viel weniger bedeutenden Deutschland, so ist nicht einzusehen, warum er sich unbedingt für Letzteres entscheiden sollte. Außerdem würde es ihn wurmen, daß sein Land im Gegensatz zu den Atommächten Frankreich und England keine selbstfabrizierten Atomwaffen besitzen darf. In einem geeinten Europa dürfte ihn dies weniger stark tangieren.

Politiker wie der Grüne Uli Hausmann sehnen sich nach einem einigen — und damit starken — Europa, sie rationalisieren ihren diesem Wunsch entspringende Politik. Daran ändern auch edle Absichten nichts. Friedemann Schwarz, Bremen

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