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Frachter mit BRD-Chemie für Irak?

■ Bonn versucht das Schiff mit allen Mitteln zu stoppen/ Hamburger Firma als Lieferant/ Die Ladung ist für die Herstellung der Kampfstoffe Blausäure und Tabun verwendbar

Bonn/Hamburg (ap/taz) — Die Bundesregierung versucht offenbar mit allen Mitteln, die Weiterfahrt eines Frachters mit gefährlichen Chemikalien an Bord von der Türkei mit möglichem Ziel Irak zu verhindern. Wie ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Sonntag in Bonn bestätigte, handelt es sich um ein polnisches Schiff. Es soll aber Chemikalien einer bundesdeutschen Firma aus Hamburg transportieren.

Die brisante Fracht ist nach bisherigen Erkenntnissen in Belgien gekauft worden. „Wir haben die türkische und die belgische Regierung gebeten, alles zu unternehmen, um sicherzustellen, daß diese Ladung, die möglicherweise für Iran oder Irak bestimmt ist, nicht weitertransportiert wird“, erklärte der Sprecher. Das Schiff liege im türkischen Hafen Mersin. Die Staatsanwaltschaft sei eingeschaltet worden.

Das Hamburger Nachrichtenmagazin 'Der Spiegel‘ berichtet in seiner heute erscheinenden Ausgabe, der Frachter habe rund 90 Tonnen Natriumzyanid geladen. Die Chemikalie ist den Angaben zufolge zur Herstellung der Kampfstoffe Blausäure und Tabun geeignet. Offiziell solle das Natriumzyanid an die iranische Bergbau-Industrie geliefert werden, meldet das Blatt. Ankara wolle aber erfahren haben, daß die Fracht in Wahrheit für Irak bestimmt sei. Die Ware war offenbar von der Hamburger Rotexchemie International Handels-GmbH & Co an eine belgische Firma verkauft worden.

Die Bereitschaft der US-Regierung, einen militärischen Erstschlag gegen den Irak zu führen, wächst unterdessen weiter. Grund hierfür sind Berichte des CIA über das irakische Arsenal an biologischen Waffen. Der Irak werde in einigen Monaten über eine für seinen militärischen Plan ausreichende Menge dieser Kampfstoffe verfügen, schrieb die 'Washington Post‘. Die 160.000 am Golf stationierten Truppen seien zwar ausreichend gegen einen Chemieangriff geschützt, die Schutzanzüge und Gasmasken seien jedoch nicht für biologische Angriffe konstruiert.

Der Vorsitzende des Streitkräftekomitees des amerikanischen Repräsentantenhauses, Les Aspin, sagte, die „Regierung stehe der Möglichkeit eines ,frühen Krieges‘ nun positiver gegenüber“. Weitere Berichte zum Golf SEITE 2

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