: Wer im Glashaus sitzt...
■ betr.:"EG-Mitglieder Italiens suspendieren", Kommentar von Werner Raith, taz vom 24.9.90
betr.: „EG-Mitgliedschaft Italiens suspendieren“, Kommentar von Werner Raith, taz vom 24.9.90
[...] Woher stammt dieses „wir“ und woher der Spruch, vom „Haus in Ordnung bringen“? Klingt nach Helmut Kohl. [...]
Die zitierte Türkei foltert weiter, verhaftet wahllos, läßt Menschen verschwinden, das kurdische Volk wird von einem Netz aus Hunger, Not, Verfolgung, Vertreibung, Folter und Tod überzogen. In Griechenland und Portugal sitzen die, die die Diktatur bekämpften und besiegten wieder im Gefängnis. In Spanien wird Demokratie auf ganz besondere Weise an Basken und Katalanen vollzogen. Korruption durch alle Bereiche der Wirtschaft und Politik, nicht nur im genannten Italien, nein, auch bei „uns“ in der BRD: Kohl und der U-Boot-Untersuchungsausschuß, Zimmermann und der Meineid, Franz-Josef Strauß und die Starfighter, dubiose Todesfälle in Gefängnissen (Hochsicherheitstrakten), Bomben und Giftgas für zum Beispiel den Irak, Altnazis in Justiz, Politik und Wirtschaft, Krupp, Barschel, Jenninger, Filbinger und all die anderen Größen: Ausbund an Demokratie hier in diesem Land. [...] Nicht zu vergessen die Banken und Multis mit ihren Geschäften mit Trikontländern! Das „Haus“ BRD „in Ordnung?“ [...]
Der Aufschrei wegen eines beziehungsweise mehrerer ermordeter Richter ist berechtigt und richtig. Er „kämpfte“ gegen die Mafia. Doch ist auch er nur einer der vielen Getöteten, wegen der „kleinen“ Opfer in irgendeinem Nest schreit keineR!
Was aber hat die EG damit zu tun? Die Mafia bekämpft die bestimmt nicht. Das sind höchstens Konkurrenten in bestimmten Geschäftsbereichen. Die EG ist Inbegriff der Macht der Wirtschaft über Politik und Menschen. Eventuell könnte ein Ausscheiden Italiens aus der EG die Macht der Mafia etwas bremsen. Die Folgen für die Menschen in Italien wären fatal, sowohl von der Seite der Mafia als auch der Wirtschaft. Da kann mensch von der EG halten, was er/sie will. Die Mafia ist Teil der Wirtschaft und längst überall da, wo sie hinwill. [...] Anti für die Selbstorganisation der Zivildienstleistenden,
München
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
