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„Grab' es tiefer!“

■ Der Bagdader Führer Saddam Hussein besucht zum ersten Mal das annektierte Emirat Kuwait

Bagdad (dpa) — Nach Saddam Husseins erstem Besuch in Kuwait strahlte das Bagdader Staatsfernsehen zur Hauptsendezeit einen 20minütigen Videofilm aus, unterlegt mit klassischer Musik. Er zeigt Saddam mit irakischen Besatzungssoldaten und bei der Fahrt im Mercedes durch die einer Geisterstadt gleichenden Hauptstadt des Emirats. Dabei ist der Präsident, der nie in den Streitkräften gedient hat, in die Standarduniform des irakischen Militärs gekleidet.

„Habt ihr irgendwelche Amerikaner kommen sehen?“, fragt er lachend die Soldaten. „Wir hoffen, daß sie kommen, Sir“, antwortet einer. „Nein“, antwortet Saddam sanft. „Wir wollen nicht, daß sie kommen. Wir wollen ihr Unheil nicht. Und so Gott will, werden sie nicht kommen.“ Die vielleicht eindruckvollsten Bilder sind während einer Fahrt durch Kuwait-City aufgenommen. Stadtteil für Stadtteil wird durchfahren — nirgendwo Anzeichen von menschlichem Leben. Menschenleer auch die einst so belebte Strandfront der Hauptstadt. Doch Saddam sei, so die irakische Nachrichtenagentur, durch Straßen gefahren, „die nach der Rückkehr zum Mutterland blühend erscheinen“.

Bei einer Szene, die Saddams Begegnung mit einem Soldaten vor dessen Schützenloch an der Küste zeigt, verstummt die klassische Musik. Sand knirscht unter Saddams Stiefeln. Saddam blickt prüfend auf das Schützenloch, das nur wenige Meter von der schlammigen Küstenlinie entfernt in den Sand gegraben ist. Er klettert hinein. „Es ist zu hoch“, lautet sein Urteil. „Wenn jemand von See kommt, sieht man dich. Grab' es tiefer, dann hast du eine bessere Kontrolle.“

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