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Militärrevolte auf den Philippinen

■ Soldaten rebellieren auf der Insel Mindanao

Manila (ap/dpa) — Auf der Insel Mindanao stationierte Einheiten der philippinischen Streitkräfte haben am Donnerstag gemeutert. In Manila war von einem neuen Putschversuch die Rede. Die Armee wurde in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Der Flugverkehr nach Mindanao wurde eingestellt. Präsidentin Aquino rief ihre Landsleute dazu auf, gegen die Rebellen zusammenzustehen, und kündigte an, Gewalt werde mit Gewalt beantwortet. Generalstabschef Renato de Villa kündigte ein kompromißlos hartes Vorgehen loyaler Truppen an.

Die Zahl der Meuterer war zunächst nicht bekannt. Ihr Anführer ist Oberst Alexander Noble, der ehemalige Kommandeur der Leibgarde der Präsidentin. In Manila äußerte Frau Aquinos Sicherheitsberater Rafael Ileto die Ansicht, die Rebellen planten offenbar den Marsch von Mindanao nach Norden.

Die Meuterei in den Städten Iligan, Bulutan und Cagayan de Oro im Norden Mindanaos brach rund zehn Monate nach der Niederschlagung eines blutigen Putschversuchs ultrarechter Militärs gegen Frau Aquinos Regierung aus.

Ein danach eingesetzter Untersuchungsausschuß stellte am Donnerstag in seinem Abschlußbericht fest, Oppositionsführer Senator Juan Ponce Enrile sei in alle sechs gegen die Präsidentin unternommenen Putschversuche verwickelt gewesen. Ferner wurden Vizepräsident Salvador Laurel, Frau Aquinos Vetter Eduardo Cojuangco und der frühere Arbeitsminister Blas Ople mit dem Dezember-Putsch in Verbindung gebracht. Cojuangco und Ople galten als Vertraute des im Exil gestorbenen Ex-Präsidenten Ferdinand Marcos. Enrile war Marcos' Verteidigungsminister und blieb nach dessen Sturz im Februar 1986 zunächst in diesem Amt. Im November 1986 wurde er im Zusammenhang mit einem Putschversuch entlassen.

Die US-Botschaft in Manila bekräftigte am Donnerstag Washingtons unveränderte Unterstützung für Präsidentin Aquinos Regierung. Die USA würden ihre gesamte Hilfe für die Philippinen stoppen, falls Militärrebellen Frau Aquino stürzen sollten.

In Mindanao haben der seit Wochen vom Militär gejagte Rebellenoberst Noble und der Vorsitzende der „Mindanao Unabhängigkeitsbewegung“, Reuben Canoy, offensichtlich eine Allianz gebildet. Bei der deutschen Botschaft in Manila ging am Donnerstag eine Erklärung ein, daß Noble und der frühere Kongreßabgeordnete Canoy einen aus Militärs und Zivilisten bestehenden „Regierungsrat“ gebildet hätten. Bonn wurde aufgerufen, eine „Bundesrepublik Mindanao“ anzuerkennen.

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