Der Frauenhausbericht — ein Desaster

■ Die Bundesregierung stiehlt sich aus der Verantwortung

„Nach Schätzungen werden jährlich bis zu vier Millionen Frauen von ihren Ehemännern in der Bundesrepublik Deutschland mißhandelt. Wissenschaftliche Untersuchungen haben bestätigt, daß Gewalt gegen Frauen und Kinder in allen gesellschaftlichen Schichten und allen Altersgruppen vorkommt und die Opfer oft jahrelang mißbraucht wurden.“ Das ist keine feministische Propaganda, so steht es hochoffiziell im Bericht „Frauen in der Bundesrepublik Deutschland“ des Bundesfamilienministeriums. Auch der zweite „Frauenhausbericht“, den nach fast zweijähriger „Überarbeitungszeit“ Frauenministerin Ursula Lehr (CDU) Mitte September im Bundestag vorstellte, beschreibt detailliert die schwierige Lage mißhandelter Frauen sowie die Probleme der Frauenhausarbeit. Wie aber die (finanzielle) Situation der Frauenhäuser verbessert werden soll, davon war erneut keine Rede. Im Gegenteil, Ursula Lehr stimmte die alte Leier: Der Bund habe keine Kompetenz, die Finanzierung liege bei Ländern und Kommunen. Die Vertreterinnen der autonomen Frauenhäusern, die zu einer Protestaktion nach Bonn gekommen waren, bezeichneten den Bericht als „Heuchelei“. 24.000 Frauen suchten im vergangenen Jahr Zuflucht in einem der rund 200 Frauenhäusern. Bei den 121 autonomen Häusern aber habe sich die Situation in den letzten zwei Jahren „dramatisch zugespitzt“, wie eine Sprecherin erklärte. Wegen des Wohnungsmangels müßten die Bewohnerinnen immer länger dort bleiben. Frauen mit psychischen Problemen oder suchtkranke Frauen könnten nicht ausreichend betreut werden. Die notwendige Kinderarbeit liege brach, die besonderen Probleme ausländischer Frauen würden durch die Politik der Bundesregierung weiter zugespitzt.

Erneut wiederholten die Frauen ihre Forderungen nach einer ausreichenden Finanzierung ihrer Arbeit. Denn noch immer müssen sich einige Frauenhäuser über Tagessätze nach dem Bundessozialhilfegesetz finanzieren. Dies mache die Bewohnerinnen nicht nur automatisch zu Sozialhilfeempfängerinnen, sondern bedeute auch für die Mitarbeiterinnen eine „absurde Situation“: „Je überfüllter das Frauenhaus ist, dester gesicherter ist die finanzielle Lage.“ lu