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Das ist dreist

■ betr.: "Linker Katzenjammer - ein Jahr nach der Revolution", taz vom 2.10.90, "Wiederverwertbares Altpapier", taz vom 2. beziehungsweise 6.10.90

Betr.: „Linker Katzenjammer — ein Jahr nach der Revolution“, taz vom 2.10.90, „Wiederverwertbares Altpapier“, taz vom 2. beziehungsweise 6.10.90

[...] Meinungspluralismus ist ja schön, doch das war hart, ausgerechnet am 2.10. beim Frühstück ein „Es lebe die Freiheit“ auf den Tisch zu bekommen, das Mohr doppelt mit seinem Gedankenmüll garniert: Auf Seit 5 heißt es, „(Gysis Rhetorik) ...läßt vergessen, daß der Bauchladen zwischen soziologischem Proseminar und der Semantik des Otto-Kataloges — ,pro bono contras (sic! Freud läßt grüßen!) malum‘ — auf dem Niveau avancierter Strategiepapiere von Juso-Kongressen der siebziger Jahre rangiert.“ Auf Seite 13 beziehungsweise 17 heißt es dann: „Wenigstens einer der Autoren) ...hätte aus der schematischen, pseudoakademischen Sprache zwischen adaptiertem Proseminardeutsch und der Semantik des Otto- Katalogs (für das Gute, gegen das Schlechte) ausbrechen... können.“ Und: „Selbst Gregor Gysi fällt auf das Papier-Niveau von Juso-Kongressen in den siebziger Jahren zurück.“

Mit fünf Seiten Abstand bringt es Mohr sogar fertig, sich selbst falsch abzuschreiben: Seite 5: Biermann greife in die Saiten seiner Gitarre, ,um gehässige Strophen gegen unseren antifaschistischen Schutzwall erklingen zu lassen‘, blies ...Höpcke ...zum Halali.“ Die Version von Seite 13/17: „deshalb greift er auch in den Draht siener Harfte(!), um gehässige Strophen gegen unseren antifaschistischen Schutzwall und auf unsere Grenzsoldaten erklingen zu lassen.“

Das ist dreist. Wenn Mohr und Ihr anderen HerstellerInnen der taz offenbar davon ausgeht, daß die Leute Euer Blatt nicht lesen, warum macht Ihr es dann? Um den Haß auf Soziologiestudenten und Jusos loszuwerden? Oder um so schöne Worte wie „avancierte Strategiepapiere“ und „Papier-Niveau“ erfinden zu können? [...] Nikolaus Nützel, München 71

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