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Bei Gefahr aussteigen!

■ Deutsche Seeleute verweigern die Fahrt ins Krisengebiet am Persischen Golf

Berlin (taz) — Die deutschen Seeleute der „Western Gallantry“ müssen sich an dem „Himmelfahrtskommando“ in den Persischen Golf nicht beteiligen. 13 von 15 Besatzungsmitgliedern haben inzwischen die Zusicherung, daß sie in Fujairah an der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate den Tanker verlassen können, um entweder nach Deutschland zurückgeflogen zu werden oder vor Ort auf einem anderen Schiff anzuheuern. Die Fahrt ins Krisengebiet am Golf bleibt ihnen erspart.

Der 26.000 Bruttoregistertonnen große Tanker „Western Gallantry“ fährt für die Chemikalien- Seetransport in Hamburg. Er hatte in Houston (USA) eine hochbrisante Ladung an Bord genommen: Flugzeugbenzin für die US-Truppen am Golf. Zielhafen ist angeblich der iranische Ölhafen auf der Insel Kargh, eine politische Pikanterie angesichts des gespannten Verhältnisses zwischen dem Ayatollah-Regime und den Vereinigten Staaten.

Erst mitten auf dem Atlantik erfuhren die Seeleute, wo die Reise hingehen sollte. Nach Kontaktaufnahme mit ihrer zuständigen Gewerkschaft ÖTV forderten sie, das Schiff verlassen zu dürfen, bevor es in die Krisengebiete einläuft. Laut Seemannsgesetz haben sie das Recht, fristlos zu kündigen, „wenn das Schiff ein Gebiet befahren soll, in dem es besonderen Gefahren ausgesetzt ist“. Zusätzlich wird in einem Mateltarifvertrag ergänzt, daß die Seeleute nicht kündigen müssen, sondern eine Beschäftigung auf einem anderen Schiff der Reederei verlangen können, wenn dies möglich ist. Gegenwärtig läuft das Schiff auf den Suezkanal zu. Die Reederei versucht derzeit, eine andere Crew zusammenzustellen, um die brisante Ladund an ihren Bestimmungsort mitten im Krisenbegiet am Golf bringen zu können.

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