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Ruanda

■ betr.: Hilfe aus Belgien für Ruandas Diktator?, taz vom 5.10.90, "Kehren die Feudalherren nach Ruanda zurück?", taz vom 8.10.90

betr.: Hilfe aus Belgien für Ruandas Diktator?, taz vom 5.10.90, „Kehren die Feudalherren nach Ruanda zurück?“,

taz vom 8.10.90

[...] Das Problem im Verhältnis zwischen der Mehrheitsethnie der Hutus und der Minderheitsethnie der Tutsis besteht hauptsächlich in der mangelnden Chancengleichheit, die sich zum Nachteil der Tutsi-Minderheit auswirkt. Die Gründe hierfür sind zum Teil in der noch frischen Erinnerung an die „feudale“ Vergangenheit der ehemaligen Tutsi-Herrschaft und der damit einhergehenden Animosität, zum Teil auch in offiziellen Hindernissen wie zum Beispiel im Vermerk der Stammeszugehörigkeit in den Personalausweisen zu suchen. Daß die Macht der Tutsis in Ruanda noch groß ist, wie D.J. in der taz vom 5.10. behauptet, ist meiner Ansicht nach eine Verdrehung der Tatsachen.

Der Name „Habyarimana“ bedeutet in der ruandischen Landessprache weniger „der von Gott Gezeugte“ als „Es ist Gott, der (das Leben) zeugt“. Es handelt sich um einen kleinen, jedoch im sozio-ökonomischen Kontext sehr aufschlußreichen Unterschied. In der ruandischen Tradition der Namensgebung, bei der es keine Familiennamen gibt, steht dieser Name, wie jeder andere Name, allen neugeborenen Ruandern zur Ausahl. Der Name ist in der Tat sehr beliebt, nicht etwa weil er eine direkte Abstammung von Gott unterstellt, wie uns die Übersetzung in der taz eventuell irrtümlich glauben läßt, sondern weil er die Verantwortung für Kinderreichtum der göttlichen Omnipotenz zuschiebt. Leider ist die Passivität in der Familienplanung, die in diesem Namen zum Ausdruck kommt, für die unter Habyarimana betriebenen und von der katholischen Kirche stark geprägten Bevölkerungspolitik Ruandas allzu kennzeichnend. Diese Politik droht sehr bald zur sozialen Katastrophe zu führen.

Von diesen zwei Punkten abgesehen, finde ich die jüngsten Ruanda- Berichte in der taz sehr gut, insbesondere weil sie mehr als andere nachrichtliche Quellen deutlich auf die Mißstände in der ruandischen Landespolitik eingehen. J.Bennett, Köln

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