Der populäre Musikführer: Sie wissen nicht, was Sie tun?
■ Für aushäusige oder bodenständige, antiquierte oder schnellebige, hipmäßige oder verzückungswillige, weltmusikalische oder oder oder Ohren
“Post-Punk-Speed-Metal“. Sie wissen nicht, was das ist?
Im Prinzip macht das nichts, denn es könnte sein, daß, bevor Sie sich den Begriff erschlossen haben, schon kein Hahn mehr danach kräht.
Immerhin stammt diese Musik aus New York, und die dortige Szene soll ja besonders schnellebig sein. Wenn Sie es aber genau wissen wollen, empfehle ich Ihnen heute abend, 20 Uhr, den Besuch des Modernes.
Prong heißt das Trio, das sich dieser extremen Mischung verschrieben hat. Aber: ziehen Sie sich warm an um die Ohren.
Vielleicht mögen Sie es ja ruhiger. Wie wär's da mit einem Klavierabend?
Das Dacapo-Team hat für heute abend eine junge Dame verpflichtet, deren Namen Jazz-Experten derzeit mit großer Verzückung weitersagen. Asisa Mustafa Sade stammt aus dem fernen Aserbeidschan und soll auf exzellente Weise Jazz und Volksweisen ihrer Heimat miteinander verbinden. Hip-mäßig treffen Sie sicher ins Schwarze. Die Folk-Jazz-Mischung ist schwer angesagt. (Weserterrassen, 20h)
Vorsichtiger müssen Sie schon sein, wenn Sie sich entschließen sollten, das Debut der neuen oldenburgischen Konzertagentur „Team“ zu besuchen. Jamaika Papa Curvin ist ein bodenständiger alter Reggae-Hase. Aber Reggae ist ja zeitlos, und der Papa ist nicht schlecht. (Renaissance, 21h).
Nicht ganz geklärt ist die In-oder Out-Frage bei Jule Neigel. Das Nesthäkchen mit dem von ihr selbst so ungeliebten Schlagerimage stellt am Montag im Schlachthof ihre neue LP vor. (20h)
Stehen Sie vielleicht mehr auf die antiquierten „Berlin“-Helden Barclay James Harvest? Wenn ja, aber Sie sind um ihren Ruf besorgt: Incognito in die Stadthalle, ebenfalls Montag, 21h.
Keine Probleme dürfte es geben bei einem Besuch von Mara. Die neue, fröhlich die Gefilde der Weltmusik abgrasende Folk-Musik, ist derzeit über jeden Verdacht erhaben. Zudem: Die bisherigen zwei Auftritte der australischen Band in Bremen haben die KritikerInnen zu wahren Begeisterungsstürmen verleitet.
Noch ein Tip?
Falls sich Ihre Kinder beschweren, Sie seien zu oft aushäusig, schenken Sie ihnen doch Karten für die Jeremy Days (Mittwoch, 20h, Modernes). Oder gehen Sie gleich selbst mit. Sie können nichts falsch machen.
Rainer Köster
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