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Die Einsamkeit Ostdeutschlands

Godard gestern nachmittag im »Quartier« in der Potsdamer Straße: Der französische Regisseur der Nouvelle Vague gab eine Pressekonferenz anläßlich seines neuen Films, Nouvelle Vague (ab 15. November im Kino) mit Alain Delon in einer Doppelrolle: Er spielt zwei Brüder, die dieselbe Frau lieben.

Godard sprach auch über die beiden Deutschländer: »Für mich ist das eine Art Familiengeschichte, eine Geschichte zwischen zwei Brüdern oder zwei Schwestern oder zwischen Bruder und Schwester, die zusammenkommen. Mich beeindruckt das sehr. Als ich jung war, hatte ich eine Neigung zur deutschen Literatur, vor allem zur deutschen Romantik. Vielleicht bin ich der einzige Franzose, der Novalis gelesen hat, Heinrich von Ofterdingen, und heute frage ich mich: Zu welchem Deutschland gehört Novalis? Ich habe einen Vertrag unterschrieben für einen Film über die Einsamkeit. Aber mich interessiert nicht die Einsamkeit von Menschen, mich interessiert die Einsamkeit eines Volkes. Aus der Biologie habe ich gelernt, daß jede Zelle davon träumt, zwei zu werden. Die Staaten träumen immer davon, einer zu werden. Ich möchte einen Film machen über die Einsamkeit Ostdeutschlands, das zwar heute von der Landkarte verschwunden ist, aber ja dennoch weiter existiert. Wo ich diesen Film drehe, weiß ich nicht, ich weiß ja nicht, wo Ostdeutschland liegt.« chp

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