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Die Sprache mit einbeziehen

■ betr.: "Die Aufhebung der Spaltung ist ein schmerzlicher Prozeß", taz vom 4.10.90

betr.: „Die Aufhebung der Spaltung ist ein schmerzlicher Prozeß“, taz vom 4.10.90

Liebe Ute Scheub, das Interview mit Annette Simon ist interessant, die Information über die Arbeit von Frau Simon spannend.

Es fällt jedoch auf, daß die Sprache die übliche ist: Wenn Männer und Frauen gemeint sind, steht die männliche Substantivform für beide; das „andere Geschlecht“ wird weiblich benannt. Das fällt vor allem bei Ihren Fragen auf, da doch die taz einmal angetreten war, auf das permanente Fehlen der weiblichen Bevölkerung auch in der Sprache aufmerksam zu machen — und das doch ganz erfolgreich. Das große I fand weithin Resonanz, doch bei Ihnen heißt es „Bürger“, „Westler“, „Patienten“.

Daß Sprache Kultur abbildet, ist bekannt; die kulturellen Unterschiede zwischen den beiden Völkern der früheren BRD und DDR sind bisher weniger bekannt, Ihr Artikel dient ja der Überbrückung dieses Mangels. Umso sensibler sollten wir darauf achten, daß beide Seiten durch Integration dazugewinnen, nicht ihre Errungenschaften verlieren. Das gilt für die DDR in Fragen des Abtreibungsrechts und vielen praktischen Vorteilen für Frauen, für uns beispielsweise hinsichtlich eines stärker entwickelten öffentlichen Bewußtseins für Frauenrechte (Quotierungen). Ich wünsche mir, daß die Sprachneuerungen der tazlerInnen nicht unter den Klängen der Nationalhymne und auch nicht sang- und klanglos in der Schublade verschwinden. „Wir müssen versuchen von der weiblichen Seite aus Werte für die Psychotherapie zu definieren“, sagte Anette Simon. Wie wahr, und eine solche Neudefinition muß die Sprache miteinbeziehen. Elke Kügler,

Vorstandsmitglied Pro Familia,

Landesverband Hamburg e.V.

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