: Eine „gewisse Panik“ im Pentagon
Washington (adn/ap/taz) — Das Pentagon hat nach Angaben aus Kreisen der Republikanischen Partei in Washington mit „gewisser Panik“ auf die Einstellung der amerikanischen Militär- und Wirtschaftshilfe an Pakistan reagiert. Pakistans Rolle bei der Bewaffnung und Lenkung der afghanischen Aufständischen gilt im USA-Verteidigungsministerium als unverzichtbar. Darüber hinaus müsse Islamabads Unterstützung des amerikanischen Aufmarsches gegen Irak honoriert werden. Außenminister James Baker hatte am Dienstag seinen pakistanischen Amtskollegen Sahabzada Yaqub-Khan davon in Kenntnis gesetzt, daß der USA-Kongreß bis auf weiteres keine Gelder mehr bewilligt. Die Wiederaufnahme der Zahlungen und Lieferungen sei erst möglich, wenn Pakistan schlüssig nachweise, daß es keine nuklearen Sprengköpfe besitze. Pakistan gehört zu den größten Empfängern wirtschaftlicher und militärischer Hilfeleistungen aus den USA. Präsident George Bush hatte sich außerstande gesehen, dem Kongreß bis zum 1. Oktober die für neue Bewilligungen erforderliche Versicherung atomarer Abstinenz der Pakistaner zu geben. Ein hoher Pentagonbeamter hat inzwischen bei einer Anhörung im Senat erklärt, die Regierung überlege, ob sie versuchen solle, die auf die Nichtweiterverbreitung von Kernwaffen zielende Auflage im pakistanischen Fall zu beseitigen. Die Debatte um die mögliche nukleare Rüstung Pakistans hatte am Mittwoch durch die Veröffentlichung von Dokumenten an Schärfe gewonnen, mit denen die 'Washington Post‘ nachwies, daß sich Pakistan in diesem Jahr dreimal bemüht habe, zur Atomwaffenproduktion geeignete Schmelzöfen in den USA zu kaufen. Auch an Deutschland und Großbritannien seien entsprechende Kaufgesuche ergangen. Frankreich hat in diesem Jahr dem Verkauf von Kernkraftwerken an Pakistan zugestimmt. China wird Uran liefern. Obwohl die Bush-Administration nur sehr zögernd bereit war, ihre Position zu ändern, wandte sich der Kongreß in jüngster Zeit zunehmend gegen Pakistan und sein geheimes Nuklearprogramm, das 1972 initiiert und seit 1974 stark vorangetrieben wurde, nachdem Indien eine atomare Sprengung durchgeführt hatte. 1975 hatte Pakistan eine Plutonium- Verarbeitungsanlage in Frankreich bestellt. Die USA zwangen Frankreich im Jahr darauf, die Lieferung von Teilen für die Anlage einzustellen. 1979 sperrte die Carter-Administration zum ersten Mal die Hilfe für Pakistan mit der Begründung ungesicherter nuklearer Einrichtungen. Ab 1981 akzeptierten die USA das Versprechen Zia-ul-Haqs, keine Atomwaffen zu entwickeln, und nahmen die Hilfeleistungen wieder auf.
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