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Locke hoch zum Doppelaxel!

■ Eishalle frisch eingefroren / Ab heute wieder Vergnügungssituation

Endlich, endlich, ihr Schuhschlitterer und Pirouettistinnen, seit dem heutigen Tag geht die Eishalle, die sonst nur so heißt, ihrem eigentlichen Beruf wieder nach. Drei Tage lang haben dienstliche Kobölder den Untergrund peinlichst geputzt und behaucht und poliert, sodann die Kältemaschinen angemacht und den Boden erst vorgekühlt, dann in hauchdünnen Schichten Wasser aufgesprüht und gefrieren lassen, sorgsam, weil‘s Eis zerspringt sonst so leicht. Und jetzt, nach glücklich vollbrachtem Werk, muß die Eishalle gleich Presse zusammentrommeln und strahlend ausplaudern, in persona Herr Wartemann, daß sie jetzt nämlich wieder aufhat.

Herr Wartemann aber, seit einem Jahr erst für die Eishalle zuständig, ist von den neuen Besen einer der quirligsten; und wenn er grad nichts auszukehren hat, verwandelt er sich unverzüglich in eine bodenlose Plaudertasche. Also es ist ja jetzt viel umgebaut worden, sagt er, is‘ schon viel besser, das sonderbare Restaurant im 2. Stock ist raus, gibt Platz; und jetzt kommt das alberne Kassenhäuschen im Windfangwinkel dran. „Die ganze Kassensituation“, Herr Wartemann liebt Situationen, ja, „die ganze Eingangssituation“ soll logischer werden, großzügiger. Und überhaupt, sagen wir mal: die ganze Eishallensituation.

Zum Beispiel der Discobetrieb jeden Freitag: jetzt immer ein Stündchen länger, bis 22 Uhr, weil die Kids, „wissnse, die komm' abends von der Arbeit heim, machen die Locke hoch und dann los. Sangse, wollen die um neun Uhr wieder raus?“ Und diese Highlightsnights namens „Hits on the rocks“, die gibt es nunmehr in doppelter Zahl, fast jeden zweiten Samstag, „also so richtig mit Nebelschwaden, Flashlight und mit die richtige Musik aus, ne, von den, na, den Charts, ne!“

Welch ein Aktivist, der Wartemann. Er kennt all diese Wörter wie mailing und merchandising und ist, von wegen Eishallensituation, „voll auf dem Service- Trip“, sagt er. Wenn einmal die gewöhnliche Eishalle über sich selber hinausgewachsen ist, dann wird es auch dort integrierte Gesamterlebnisse samt Giros-Ständen geben, und sonntags vielleicht Eisfrühstücker, „für Singles, oder auch, sagnwa mal, auch couples ohne Kinder“.

Und für eins will er „echt kämpfen“, daß nämlich endlich die Eislaufzeit auf ein halbes Jahr verlängert wird. Dann hätte auch der Eissport, solange das Stadion am Jakobsberg nun mal nicht überdacht ist, ein bißchen mehr Luft. Wo sich doch jetzt die Abteilungen Hockey und Eislauf schon auf die Füße treten; und prompt fangen die zwei anwesenden Vertreter beider Vereine an, sich zu zanken, und es will kein Ende nehmen. Herr Wartemann aber sitzt und schweigt verärgert. Er ist ein Mann der Zukunft. Manfred Dworschak

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