: No War: Gegen die Golf-Lüge
■ US-Kriegsdienstverweigerer wirbt gegen Aufmarsch am Golf/ Er rechnet mit Krieg, weil dies die rüstungsabhängige US-Ökonomie retten würde
Berlin. Das internationale Engagement in der Golfregion erfordert internationalen Widerstand: Erik Larsen, amerikanischer Reservist einer Eliteeinheit, verweigerte sich seiner möglichen Einberufung — und tourt seit zwei Wochen durch Europa, um gegen den Militäraufmarsch rund um die Ölfelder zu werben. Organisiert wird die Kampagne von der »Pledge of Resistance«, einer US-Friedensgruppe, die sich bereits gegen die US-Kriege in Mittelamerika einsetzte. In den vergangenen Wochen sprach der 23jährige Kalifornier auf Veranstaltungen in Amerika, Italien und England vor mehreren tausend Leuten. In Berlin diskutierte er am Donnerstag abend mit rund 20 Personen im Martin-Niemöller-Haus. Aber keine Enttäuschung über das kleine Publikum: »Es ist die Art von Veranstaltungen, die ich mag, wo am meisten rüberkommt«, so Larsen.
Es sei eine Lüge, so der Kriegsdienstverweigerer, daß in der Golfregion Menschenrechte oder Demokratie verteidigt würden. Tatsächlich gehe es ausschließlich um den US-Einfluß auf die Öl-Ressourcen. Mit Hinweis auf die US-Kriege in Honduras und Panama fragt er: »Wer ist der wahnsinnige Mann, Bush oder Hussein?«. Er fordert, gegen einen »Militärschlag zu kämpfen, bevor die Soldaten in Särgen zurückkommen«.
Larsen befürchtet, daß es nach den Kongreßwahlen am 2. November zu einem Blitzschlag der USA kommen wird. Einige US-Militärexperten, meint Larsen, würden dabei die strategischen Bedeutung der Bundesrepublik als Truppenverladeort höher einschätzen, als würde die ganze Bundeswehr an den Golf geschickt. Larsen zur Wahrscheinlichkeit eines Krieges am Golf: »Ich denke, daß die US-Regierung große Angst vor einer friedlichen Lösung hat — ihr Alptraum. Denn der Grund, warum die Amerikaner dort unten sind, ist die Rechtfertigung eines Wirtschaftssystems, daß von der Rüstung lebt. Nach der jetzigen Blockauflösung hat es beide Optionen gegeben: die Friedenswirtschaft oder eine Rüstungswirtschaft. Die Entscheidung ist gefallen, Rüstungswirtschaft. Denn die Regierung wird vom Rüstungs- und Öl-Busineß kontrolliert«. Wenn der Irak sich friedlich aus Kuwait zurückzöge und dort demokratische Wahlen stattfänden, hätten die USA keine Kontrolle mehr über das Kuwait-Öl — über das Irak-Öl sowieso nicht. Außerdem gäbe es dann in der Region mehr Widerstand gegen US-Basen. Ganz zu schweigen davon, so Larsen, »daß dann der ganzen Welt vorgeführt würde, daß diplomatische Lösungen erfolgreich sind«.
In den USA drohen Larsen, der der Militärgesetzgebung unterliegt, wegen seines Anti-Kriegs-Engagements Geldbuße oder Gefängnisstrafe. Rochus Görgen/kotte
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