: Baustopp für den Moabiter Bahnhof
■ Sanierungsträger S.T.E.R.N. eröffnete eine Ausstellung in der Lehrter Straße zum Thema Verkehr/ Bausenator Nagel versprach eine Planung, außerdem die dazugehörigen Senatsgelder
Berlin. Einen Baustopp für den zentralen Containerbahnhof in Moabit will Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) durchsetzen. Nach der Maueröffnung sei es angebracht, in diesem Bereich neu zu planen. Deshalb werde er die entsprechende Vorlage für den Hauptausschuß des Abgeordnetenhauses nicht unterschreiben, erklärte er gestern anläßlich einer Ausstellungseröffnung des Sanierungsträgers S.T.E.R.N. über die Verkehrsplanung in Moabits zentralem Bereich in der — seit Jahren leerstehenden — Lehrter Straße 35. Die zahlreich anwesenden Planer und Betroffenen nahmen es begeistert zur Kenntnis. Denn seit 50 Jahren ist die Lehrter Straße ein »verletzter Stadtraum«, so Ulli Hellweg von der S.T.E.R.N., und zwar wegen der Bahn- und Straßenplanungen für das Gebiet. Diese führten dazu, daß wegen der langandauernden »Planungsbefangenheit« die Häuser verfallen, weil der Senat sich bisher nicht entschied, ob sie nun zugunsten diverser Verkehrstrassen abgerissen werden oder nicht. Beate Profé von der Senatsumweltverwaltung sprach sich gestern nicht nur gegen den Containerbahnhof, sondern auch den geplanten zentralen Personenbahnhof am S-Bahnhof Lehrter Bahnhof aus.
Wenn Nagel das Gebiet um den Containerbahnhof neu beplanen läßt, werden zwar einige Entscheidungen über die Zukunft der Lehrter Straße wieder verschoben. Aber der Senat wäre bereit, trotzdem jetzt schon Geld dort zu investieren, auch wenn diese Investitionen womöglich dann doch verloren sind, sagte Nagel. Ob aber der Bausenator — übrigens im Einklang mit dem Bezirksamt Tiergarten — den Ausbau des Containerbahnhofs stoppen kann, ist fraglich. Denn es gibt, so Christian Lotze von der Senatsverkehrsverwaltung, Verträge mit der Reichsbahn, und selbst wenn die Reichsbahn davon zurücktritt, wird man sie entschädigen müssen.
Aktuelle Sorgen brachte die Betroffeneninitiative Lehrter Straße aufs Tapet: Sie wünscht sich einen Spielplatz auf dem abgeräumten Grundstück Lehrter Straße 31-34. Baustadtrat Porath (SPD) sagte dies zwar zu, hat aber erst in drei bis vier Jahren das Geld. So griff Nagel spontan in die Spendierhose: Er versprach gestern, den Spielplatz provisorisch aus Städtebauförderungsmitteln zu bezahlen. Und, wo er schon gleich dabei war, gab er noch ein weiteres teures Bonbon bekannt: Die S.T.E.R.N. wird künftig auch am Prenzlauer Berg arbeiten. esch
Die Ausstellung »Weichenstellungen« läuft noch bis zum 4. November Dienstag bis Sonntag von 16 bis 19 Uhr in der Lehrter Straße 35, Nähe S-Bahnhof Lehrter Straße. Es folgen zwei weitere Ausstellungen über die Lehrter Straße.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen