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Umwelt:Im Osten stirbt man schneller

Bonn (ap/dpa) — Der Raubbau an der Natur und die rücksichtslose Ausbeutung der menschlichen Gesundheit in der ehemaligen DDR haben dazu geführt, daß die dort wohnenden Menschen früher sterben als in Westdeutschland und der gesamten Europäischen Gemeinschaft. Wie Bundesumweltminister Klaus Töpfer am Freitag berichtete, beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung in den fünf neuen Bundesländern bei Männern 69,5 Jahre und liegt damit um zweieinhalb Jahre unter dem Durchschnitt in Westdeutschland und der EG. Frauen leben im EG-Durchschnitt dreieinhalb Jahre und in Westdeutschland sogar sieben Jahre länger als in den fünf Ländern. Töpfer stellte sein Handlungsprogramm für die neuen Länder vor, an dessen erster Stelle Maßnahmen zur Abwehr akuter Gefahren stehen. So gehe es zunächst um die Versorgung der Bevölkerung mit einwandfreiem Trinkwasser. Einzelbrunnen mit besonders hoher Nitratbelastung würden geschlossen, die Bevölkerung mit Wasser aus Tankwagen versorgt. Vordringlich sei jetzt die Ermittlung besonders belasteter öffentlicher Gebäude und deren Sanierung. Ferner gehe es um Bestandsaufnahme, Sicherung und Sanierung von mit Dioxinen belasteten Böden in der Umgebung von Schwermetallhütten und anderer Fabrikanlagen.

Zweiter Schwerpunkt des Programms ist nach den Worten Töpfers die Sanierung von Altlasten. Eine flächendeckende Erfassung sei im Gange. So seien bisher schon rund 13.000 größtenteils ungesicherte und ungeordnete Mülldeponien erfaßt worden. Sie würden sofort eingezäunt und ihr Zugang kontrolliert. Alle Deponien mit unmittelbarer Gefahr für Trinkwasser oder Wohnanlagen würden sofort geschlossen, die anderen so schnell wie möglich dem Stand der Technik angepaßt.

Die Bundesrepublik und die Sowjetunion haben sich darauf verständigt, durch einen Expertenstab Sicherheitsmaßnahmen für einen Weiterbau von Atomkraftwerken sowjetischer Bauart auf ehemaligem DDR- Gebiet erarbeiten zu lassen. Die im Bau befindlichen Blöcke vier bis acht in Greifswald sowie Stendal A und B benötigten eine „erhebliche Nachrüstung, um die bundesdeutschen Genehmigungsanforderungen zu erfüllen“, sagte Bonns Umweltminister Klaus Töpfer nach Gesprächen in Moskau. In Greifswald sei inzwischen eine „beträchtliche Menge“ abgebrannter Brennstäbe angefallen, da diese seit 1985 nicht mehr in die UdSSR zurücktransportiert würden, sagte Töpfer. Bonn hat nach seinen Worten nur die mündliche Absichtserklärung des Moskauer Atomministers Witali Konowalow, den Zustand von vor 1985, als die Sowjetunion alle Brennstäbe zurücknahm, wiederherzustellen.

Von einem „Fiasko der nuklearen Entsorgung“ in der Bundesrepublik haben Vertreter mehrerer Anti- Atom-Bürgerinitiativen gesprochen und eine sofortige Stillegung aller Atomanlagen gefordert. Seit der Inbetriebnahme des ersten Reaktors in der Bundesrepublik hätten sich etwa 80.000 Tonnen Atommüll angesammelt. Nach den Berechnungen der Betreiber werde sich diese Menge in den nächsten zehn Jahren verdoppeln.

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