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CDU-Siegestaumel im Preussen-Bierzelt

■ Auf dem »Oktoberfest« jubelten auch Eishockey- und Autofans/ Diestel war der falsche Spitzenkandidat

Charlottenburg. CDU-General Landowsky bringt die tiefschwarze Feier auf den Punkt: »Das ist ein guter Abend für die CDU und für die Preußen.« Im Bierzelt auf dem »Oktoberfest« an der Jaffestraße sind nach den ersten Wahlprognosen keine Augen, Achselhöhlen und Tichdecken mehr trocken. »In fünf von sechs Bundesländern liegen wir vorn«, heizt Landowsky dem Publikum ein. Doch das läßt sich kaum beeindrucken. Von den Bierbänken kommt die Antwort: »Hier regiert der BSC!« Denn um kurz nach sechs Uhr ist die CDU nicht mehr alleine. Von der Autoausstellung sind einige harte PS-Fans da und vom Eishockeyspiel der Preussen hat es ganze Fantrauben ins Wahlzelt gezogen.

Die Zeit bis zu härteren Hochrechnungen überbrückt das Playback-Duo »Hautnah«, ein Mann mit Lederschlips und eine Frau mit Tigerhose. Sie geben Hits aus Italien und der Karibik zum besten, worauf es aus den Reihen tönt: »Singt deutsch.« Während der Berliner CDU-Chef Diepgen fleißig T-Shirts der Preussen-Fans signiert, sinniert Hardliner Lummer darüber, warum seine Parteifreunde auch über jedes gute FDP-Ergebnis heftig aus dem Häuschen geraten.

Die Eishockey-Anhänger werden immer lauter und zwingen die CDU- Führung zu einem Entlastungsschlag. Landowsky bietet den Rot- Weiß-Schwarzen Freibier an, allerdings nur, wenn diese gesittet in das nächste Bierzelt weiterziehen. Preussen nimmt an.

Überwiegend in Freizeitjacketts gewandet, gibt die CDU-Prominenz, Diepgen, Scholz, Hassemer, nun Interviews über die Gemütslage. Man ist sich einig: ein großer Tag für die Union. Nur das Ergebnis in Brandenburg gibt etwas zu denken und sporne nun in Berlin zu noch größeren Anstrengungen an. Aber eigentlich hat man in Brandenburg ja gar nicht wirklich verloren, denn Diestel war der falsche Kandidat. kotte

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