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Abbau der Apartheid wird unterlaufen

■ Konservative Gemeinden versuchen Rassentrennung in öffentlichen Einrichtungen fortzusetzen

Johannesburg/London (dpa/ap) Ein wichtiges Apartheid-Gesetz, das die Grundlage für die Rassentrennung an öffentlichen Einrichtungen in Südafrika bildete, verliert heute seine Gültigkeit. Viele konservativ regierte Städte und Gemeinden haben Vorsorge getroffen und werden mit anderen Mitteln versuchen, die schwarze Bevölkerung aus Parkanlagen oder Schwimmbädern herauszuhalten.

Das Parlament in Kapstadt hatte am 19. Juni gegen den Widerstand der oppositionellen Konservativen Partei beschlossen, das seit 1953 geltende Gesetz (Seperate Amenities Act) auslaufen zu lassen. Der Minister für Provinzangelegenheiten, Hernus Kriel, warnte die Stadt- und Gemeinderäte am Samstag vor dem Versuch, die „jetzt illegale Rassendiskriminierung“ an öffentlichen Einrichtungen fortzusetzen.

Doch in der Nordprovinz Transvaal, wo rechtsextreme Buren und ihre Konservative Partei den größten Einfluß haben, können Schwarze noch nicht damit rechnen, ungehinderten Zugang zu Büchereien oder städtischen Sportanlagen zu erhalten. Die Zeitung 'Sunday Times‘ berichtete, die Gemeinde Springs habe beschlossen, eher ihr Schwimmbad trockenzulegen als es mit Schwarzen zu teilen.

In anderen Orten von Transvaal wird auf das noch bestehende Gesetz über die Trennung von Wohngebieten nach der Hautfarbe (Group Areas Act) zurückgegriffen: In Sasolburg erhalten nur die (ausschließlich weißen) Einwohner der Stadt „Saisonkarten“ für die Swimming-pools; in Bethal müssen diejenigen, die in den Vororten leben (also alle außer den Weißen), den für viele Schwarze unerschwinglichen Betrag von 500 Rand (300 Mark) für den Zugang zur städtischen Bücherei zahlen.

Eine große Mehrzahl der Städte und Gemeinden in Südafrika hat sich jedoch dem Reformkurs von Staatspräsident Frederik de Klerk angepaßt und die Rassentrennung schon in den vergangenen Monaten aufgehoben. Der Group Areas Act soll nach Ankündigung der Regierung Anfang nächsten Jahres durch eine „nicht diskriminierende Regelung“ ersetzt werden.

Staatspräsident Frederic de Klerk will in spätestens vier Jahren den Entwurf für eine neue Verfassung präsentieren, in der die politische Beteiligung aller Bevölkerungsgruppen des Landes festgelegt ist. Er wolle noch während der Amtszeit seiner Regierung den Wählern einen Vorschlag zur Abstimmung vorlegen, sagte de Klerk in der heutigen Ausgabe der Tageszeitung 'Die Welt‘.

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