: Schäubles Zustand weiter ernst
■ Ein offenbar Geistesverwirrter hatte den Minister am Freitag abend mit zwei Schüssen niedergestreckt/ Besorgnis der Ärzte wächst/ Kohl: „Eine Heimsuchung“
Berlin (ap/taz) — Auch zwei Tage nach dem Attentat auf Innenminister Schäuble blieb ungewiß, ob der Politiker nicht bleibende gesundheitliche Schäden davonträgt. Ärzte hatten ihm eine Kugel aus dem Bereich der Rückenwirbel herausoperiert. Im letzten Bulletin von gestern nachmittag sprach das behandelnde Ärzteteam in der Uniklinik Freiburg von Veränderungen des Krankheitsbildes, die weitere Untersuchungen nötig machten. Unmittelbar nach dem Attentat hatte Schäuble geklagt, er spüre seine Beine nicht mehr. Schäubles ebenfalls verletzter Leibwächter wurde gestern aus der Klinik entlassen.
Der, so die Staatsanwaltschaft, „psychisch zumindest eigenartige“ 37jährige Dieter Kaufmann hatte am Freitag abend Schäuble bei einer Wahlverantstaltung in Oppenau bei Offenburg mit zwei Schüssen niedergestreckt. Sein Motiv: er habe sich für den „Psychoterror vom Staat“ rächen wollen. Der Attentäter war 1983 zu fünfeinhalb Jahren Knast wegen eines Rauschgiftdeliks verurteilt und 1986 unter Auflagen entlassen worden. Er war, so das Bundesinnenministerium, wegen Schizophrenie in Behandlung.
Kanzler Kohl sprach von einer „furchtbaren Heimsuchung“ und „einer Stunde, in der man das Beten lernt“. Hans-Jochen Vogel erinnerte an Parallelen zum Attentat auf Lafontaine, und Gregor Gysi (PDS) verband Genesungswünsche mit dem Hinweis, für die PDS ergebe sich aus dem Anschlag eine „zusätzliche Bestätigung, für eine gewaltlose Welt“ einzutreten. TAGESTHEMA SEITE 3
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