: Täuschte die Polizei bei der Räumung Brand vor?
■ Polizei stürmte mit Äxten besetztes Haus / „Keinen Brand gesehen“
Kaum eine halbe Stunde hielten am Sonntag cirka 20 vorwiegend jugendliche BremerInnen das Haus Hastedter Heerstraße 70 besetzt, als die Polizei mit der Räumung begann. Die Beamten kletterten über eine Leiter der Feuerwehr auf den Balkon des Hauses und forderten die BesetzerInnen zunächst auf, das Gebäude zu verlassen. Angeblich sei dort Rattengift ausgelegt worden, begründeten die Beamten ihre Aufforderung.
Die BesetzerInnen machten aber keinerlei Anstalten machten, das Terrain zu räumen; „sie hatten kein Interesse an einem Kontakt mit der Polizei", formulierte diese in ihrer Pressemeldung später. Da schlugen die Beamten nach Darstellung der BesetzerInnen mit Äxten gegen das verbarrikadierten Fenster. Die BesetzerInnen drückten zur gleichen Zeit mit den Händen von innen gegen die Bretter, die sie in aller Schnelle vor den Fensterrahmen genagelt hatten.
Nach Darstellung der Polizei seien die Beamten in das Haus eingedrungen, weil es dort gebrannt habe. Durch eine umgestürzte Kerze hätte ein Stoß alter Zeitungen Feuer gefangen, und Wasser sei dem Haus nicht vorhanden gewesen. Ein Beamter habe das Feuer mit den Füßen ausgetreten.
Ein Feuer haben die BesetzerInnen nicht gesehen. Auch die Feuerwehr hat den Einsatz vom Sonntag lediglich als „Amtshilfe“ für die Polizei registriert. Sie hat die Steckleiter gestellt, mit der die Polizeibeamten auf den Balkon geklettert sind.
Das Haus an der Hastedter Heerstraße steht seit mehreren Jahren leer und gehört dem Land. Die Polizei stellte nach dem Einsatz die Personalien der BesetzerInnen fest. Mittlerweile sind alle Zugänge des Hauses vermauert.
mad
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen