: Maßlos geärgert
■ betr.: "Pennerglück für Kenner" im LaVie, taz vom 6.10.90
betr.: »Pennerglück für Kenner« im LaVie,
taz vom 6.10.90
»Fang immer bei den alten Römern an, und gib stets, wovon du auch sprichst, die geschichtlichen Hintergründe der Sache. Das ist nicht nur deutsch — das tun auch alle Brillenmenschen.«
Ich weiß nicht, ob Stefan Gerhard eine Brille trägt, aber sein im 'Bild‘-Stil verfaßtes Artikelchen läßt vermuten, daß er Tucholskys Ratschläge für einen schlechten Redner studiert und genial angewandt hat. Bereits zu Beginn der Lektüre erzittert der Leser vor der Weisheit und intellektuellen Gewitzheit des Autors, wirft er doch mit Fremdwörtern (gasrto-etymologisch [sic!]) und Anspielungen nur so um sich. (Übrigens, an welche »literarische Vorlage anderen Kalibers« erinnert das Lokal ABENDMAHL, und welche Quelle belegt, daß Goethes Leibgericht Frankfurter Grüne Soße war?) Die Reihe der ach so köstlichen Scherze des wohl sehr belesenen Stefans ließe sich fortsetzen.
Was mich an seinem Artikel so maßlos ärgert? Daß man über das Lokal leider nichts erfährt, der Leser jedoch den Eindruck gewinnt, für Herrn Gerhard sind Kinder wichtiger als Hunde. Toll, Stefan!
Ich besitze keine Mehrheiten am ABENDMAHL und bin mit den Besitzern weder verwandt noch verschwägert; ich war jedoch mit meinen Kindern schon öfter dort essen (wir haben keine Hunde!) und wurde äußerst nett und kinderlieb bedient, zudem schmeckt das vegetarische Essen dort ausnahmslos gut.
Ratschläge für einen guten Redner: »Klare Dispositionen ... Tatsachen ... Suche keine Effekte zu erzielen, die nicht in deinem Wesen liegen.« (Tucholsky). Lutz Glesczinsky, Berlin 41
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