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■ NOCH 3363 TAGE BIS ZUM JAHR 2000Alkohol Geißel der Menschheit

Schuld sind natürlich die Araber. Die entdeckten im Mittelalter als erste, daß der berauschende Stoff im Wein destilliert und dadurch konzentriert werden konnte. Sie nannten ihn Alkohol, „das Feinste von etwas“. Damit fing der ganzen Ärger an. In der Renaissance soffen die königlichen Hofdamen in England pro Tag einen Liter Brandwein. Adelige Klosterfrauen schütteten sich sechs bis zehn Liter Bier täglich rein. Bis vor kurzem erhielt noch jeder Gemeine in der englischen Marine täglich 100 bis 125 Gramm starken Rum (traditionsgemäß vor elf Uhr vormittags). Manche bayerischen Bierkutscher sollen jeden Tag mindestens 20 Liter Bier konsumiert haben, ehe der schneller werdende Straßenverkehr solche Trinkleistungen lebensgefährlich machten.

Obwohl überall und penetrant auf die Gefahren der Trunksucht hingewiesen wird, schadet daß der Beliebtheit des Alkohols in keiner Weise. Alkohol ist der beste Freund des Menschen. Es gibt nur wenige Chemikalien und keine andere Rauschdroge, die ein Mensch in einer Konzentration von bis zu fünf Promille in seinem Körper toleriert.

Rund um den Alkohol kommt es immer wieder zu bizarren Zwischenfällen. So fahndete die Düsseldorfer Polizei Anfang des Monats nach 3.700 Litern Altbier, die von einem Bierdieb in verschiedenen Getränkehandlungen gestohlen worden waren. Der Dieb konnte festgenommen werden doch seine flüssige Beute blieb verschwunden. Gerüchte, wonach der Täter den Gerstensaft selbst gesoffen hätte, bestätigten sich nicht.

Auch in England gibt es Probleme mit Alkohol. In der britischen Pferderenn-Hochburg Newmarket sind Jockeys jetzt mit speziellen Ausweisen ausgestattet worden, damit sie in Pubs ohne Probleme saufen können. Für die Gastwirte war es nämlich oft sehr schwierig festzustellen, ob die kleinen Männer alt genug waren, um Alkohol zu konsumieren. Wegen der vielen Rennställe wimmelt es in Newmarket von kleinwüchsigen Leuten. Das freiwillige Ausweissystem soll ihnen peinliche Fragen ersparen.

Die schrecklichen Folgen des Alkoholrausches zeigt sehr anschaulich ein Zwischenfall im südenglischen Seebad Weymouth. Ein betrunkener Mann hat sich dort auf der Promenade auf eine Bank festgenagelt. Mehrere Nägel gingen durch sein Bein, andere nur durch die Kleidung. Er begründete seine Aktion mit der Furcht, in seinem angetrunkenen Zustand von der Bank zu fallen. Die Nägel mußten ihm im Krankehaus entfernt werden. Karl Wegmann

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