: Sowjetische UFO-Ausstellung in Berlin gelandet
■ Von Bildern, die strahlen und Außerirdischen, die heilen/»Humanoide« treffen »Kontakter«/UFOs rund um den Erdball - Einbildung oder Realität?/Fliegende Untertassen nach der Tschernobyl-Katastrophe und über Studentendemo in Kiew
Mitte. Mit 52 Jahren erlitt Viktor Michailowitsch Koroljew aus Kiew zwei Herzinfarkte. Die Ärzte schickten ihn nach kurzer Behandlung mit wenig Hoffnung wieder nach Hause. Dort aber kam es zu einer Begegnung, die sein Leben völlig veränderte. Eines Morgens erschienen ihm »Humanoide«, Außerirdische, die ihm ein akzeptables Angebot machten. Sie würden ihn heilen, wenn er sie malen würde. Koroljew, der bis dahin in einer Fabrik arbeitete und zum Malen keinerlei Talent hatte, willigte ein und begann, die fremden Besucher so abzubilden, wie sie sich ihm darstellten. Diese Bilder und Fotos von Begegnungen der dritten Art sind noch bis zum 6. November im Haus der Sowjetischen Wissenschaften in der Friedrichstraße zu sehen.
Die Bilder Koroljews, dem es heute zur Verwunderung der Ärzte blendend geht, der Sport treibt und bei Untersuchungen den Eindruck eines Vierzigjährigen macht, sind dabei in einem »Geheimniszimmer« ausgehängt. Die sieben Bilder strahlen eine »biogenetische Energie« aus, die in wissenschaftlichen Untersuchungen festgestellt wurde. Fünf der sieben Ölbilder gelten als »positiv« und geben Energie ab, die der Besucher beim Vorhalten der linken Hand als Wärme oder Kribbeln in den Fingerspitzen fühlen kann. Zwei jedoch sind »negativ« und ziehen Energie an, was durch Vorhalten der rechten Hand spürbar werden kann.
Einbildung oder Realität? Hokuspokus oder ernstzunehmende Wahrnehmungen von Phänomenen, die bis heute völlig unterbewertet werden, weil sie, sollten sie einen Funken Wahrheit in sich tragen, zum Einsturz des bisherigen Weltbildes führen müßten? Fragen, die seit 1986 auch in der Sowjetunion gestellt werden dürfen und großes Interesse hervorrufen.
Nach welchen Kriterien suchen sich die Erdenbesucher ihre »Kontakter« genannten Menschen aus? Auf den ersten Blick erscheint alles willkürlich und wahllos. Ein völlig durchschnittlicher Arbeiter aus einer Betonsiedlung im Norden der UdSSR berichtet in einem Film, daß er gerade von seiner Freundin kam, als vor ihm aus zwei großen Steinen zwei frauenähnliche Wesen stiegen und ihn zu einem zweieinhalb Meter großen, kuppelartigen Raumschiff führten. Im Inneren herrschte gedämpftes Tageslicht, obwohl nirgends eine Lichtquelle zu sehen war. Ausgefüllt wurde der Raum durch ein riesiges Steuerpult. Die Besatzung bot ihm mit metallischer Stimme an, ihn direkt in seine Wohnung im 13. Stock eines Hochhauses zu fliegen, was er mit Verweis auf seine Nachbarn aber ablehnte. Die Geschichte machte später die Runde, der Mann konsultierte den Nervenarzt und den KGB, der ihm erklärte, daß es »in dieser Siedlung keine Außerirdischen geben kann«. Damit hatten sie wohl recht, aber das Phänomen als solches konnten sie dadurch nicht erklären.
Gerade solche detailliert geschilderten Einzelfälle erscheinen so unwahrscheinlich, daß der Zuhörer eher zum Lächeln denn zum Staunen neigt. Da könnten Fotos schon eher überzeugen. Die ausgestellten Fotografien mußten sich, bevor sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden, erst einer wissenschaftlichen Dreiphasenuntersuchung unterziehen, deren Ziel es ist, Fotomontagen oder ähnliche Fälschungen zu entlarven. Sie zeigen UFOs rund um den Erdball. Mal sind sie klassisch untertassenförmig, mal »kamelartig« mit zwei höckerförmigen Kuppeln. Meistens fliegen sie alleine, manchmal, wie in Norwegen fotografiert, in einer Staffel. Auch die »Humanoiden« werden von ihren »Kontaktern« unterschiedlich wahrgenommen. Mal mit großem Kopf und kleinem Körper, ein anderes Mal schwebend mit einer Glaskugel vorm Gesicht. Mal in einer Fischhaut, mal einfach grau.
Auffallend an den Beschreibungen ist aber, daß sie alle dem menschlichen Körper sehr nahe kommen. Mit zwei Beinen und aufrechtem Gang entsprechen die Außerirdischen ganz den Grenzen menschlicher Vorstellungskraft. Ausstellungsleiter Zarizin meint, daß die »Humanoiden« auch ganz anders aussehen könnten, sie wählten nur die menschliche Hülle, um so vertrauter zu wirken.
Was aber suchen sie hier? Ist die Erde eine Art »lebendes Urzeitmuseum« für sie, oder wollen sie der Menschheit helfen, wozu sie selbst schon nicht mehr in der Lage ist, nämlich diesen Planeten vor der totalen Zerstörung zu retten? Nach der Tschernobyl-Katastrophe glaubten jedenfalls einige, in der näheren Umgebung UFOs gesichtet zu haben. Und am Mittwoch, als tausende Studenten durch Kiew demonstrierten, erschienen am Himmel wieder Abgesandte einer fremden Zivilisation. Es gab also tausende Zeugen, Fotos und Filmaufnahmen im Fernsehen, und trotzdem blieb nur ein Flugobjekt auch weiterhin »nicht identifizierbar«. Thorsten Preuß
Haus der Sowjetischen Wissenschaften, Mitte, Friedrichstraße Mo-Sa 9-18 Uhr.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen