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Alternative gegen Alternative

■ AL-Senatorin blockiert endgültige Genehmigung einer freien Schule

Tempelhof. Mit bürokratischen Hinweisen hat die Schulbehörde unter der AL-nahen Senatorin Sybille Volkholz die endgültige Genehmigung der freien Schule auf dem UFA- Gelände in Tempelhof blockiert.

Die freie Schule auf dem ehemaligen Gelände der UFA-Filmproduktion existiert mittlerweile schon zwölf Jahre. Derzeit besuchen 40 Kinder die Grundschule und den angeschlossenen Hort, sie lernen, spielen und träumen ohne Zeugnisse, ohne festen Stundenplan, ohne Aufteilung in starre Klassenverbände. Nach einer Phase der Duldung und einer Phase des Verbots hatte im Sommer 1988 die damalige Schulsenatorin Hanna-Renate Laurien (CDU) eine vorläufige Genehmigung der Schule erteilt. Sie setzte damit der Zeit ein Ende, in der die Eltern, die ihre Kinder dort hinschickten, mit Bußgeldbescheiden überzogen wurden. Die vorläufige Genehmigung sollte im Sommer 1990 in eine endgültige umgewandelt werden, unter der Voraussetzung, daß ein neuer Trägerverein zu gründen sei. Neben der Rechtssicherheit hätte dieser endgültige Bescheid die finanzielle Förderung der Schule ermöglicht — bis heute hat ihr das Land Berlin keinen Pfennig an die Lehrkräfte bezahlt, sie finanziert sich ausschließlich aus Elternbeiträgen.

Doch der neugegründete Trägerverein wird der freien Schule jetzt zum Nachteil ausgelegt. Im August teilte AL-Staatssekretär Cola Kuhn von der Senatsverwaltung für Schule, Berufsbildung und Sport mit, daß laut Schulgesetz die Einrichtung vor der endgültigen Genehmigung sechs Jahre unter ein und demselben Trägerverein hätte bestehen müssen. Die vorangegangene Zeit unter einem anderen Träger könne diese Frist nicht beeinflussen.

Im Gegensatz dazu hatte die von der AL gestellte Schulsenatorin Sybille Volkholz im April Vertretern der Schule ausdrücklich erklärt, den Betrieb zum Schuljahresende im Sommer 1990 zu genehmigen, da die pädagogische Überprüfung positiv verlaufen sei. Statt der Zusage erhielt die freie Schule zu den Sommerferien dann die Mitteilung, daß die geforderten Voraussetzungen durch ihre Erfüllung jetzt zum Hindernis geworden seien.

Dabei könnte sich eine Senatorin durchaus über das Grummeln ihrer Beamten hinwegsetzen — in diesem Fall über die Berliner Schulverwaltung, die schon immer Probleme damit hatte, eine Schule zu genehmigen, die nicht ihrer Vorstellung von ordentlichem und geregeltem Ablauf entsprach.

Kleine Pikanterie am Rande: Zwischen AL und SPD war im Rahmen der Koalitionsverhandlungen festgelegt worden, die freie Schule auf eine »arbeitsfähige Grundlage« zu stellen. mbr

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