: Mieterbund gegen DDR-Mietwucher
Berlin (taz) — Vor das Bundesverfassungsgericht will der deutsche Mieterbund ziehen, falls die umstrittene Regelung rechtskräftig wird, daß in der ehemaligen DDR die Instandsetzung künftig auf die Miete umlegt werden kann. Dies erklärte der bisherige Vorstand des Mieterbundes der DDR, Göhring, gestern anläßlich der Vereinigung mit dem Deutschen Mieterbund.
Schon jetzt ist es Rechtslage, daß in den fünf neuen Ländern wie in der Rest-BRD Modernisierung mit elf Prozent auf die Jahresmiete umgelegt werden darf. Aber weder in der bisherigen BRD noch in einem anderen Land der Welt sei es rechtlich möglich, daß die Mieter die Instandsetzung extra bezahlen, sagte Göhring. Bevor dies jedoch rechtskräftig wird, muß der Bundesrat zustimmen. Gesamt-Mieterbundpräsident Gerhard Jahn hofft dabei auf die neuen Bundesländer. Die seien zwar mehrheitlich CDU-regiert, aber die eigentliche Gegnerin des Mieterschutzes sei die FDP.
Weiter erklärte Jahn, der auch für die SPD im Bundestag sitzt, es fehlten in ganz Deutschland 2,5 Millionen Wohnungen, davon eine Million in den fünf neuen Ländern. Selbst in abgelegenen Gebieten wie Oldenburg stiegen die Mieten bei Neuabschlüssen um bis zu 50 Prozent. Die Wohnungsbauprogramme der Bundesregierung reichten bei weitem nicht aus. Statt, wie jetzt geplant, 2,2Milliarden Mark in den nächsten Jahren auszugeben, müsse Bonn in den nächsten zehn Jahren mindestens 4,4Milliarden pro Jahr für 600.000 Wohnungen jährlich zur Verfügung stellen, ein Drittel davon für den Sozialen Wohnungsbau. Schließlich hätten die Bauminister aller Bundesländer - auch der neuen - vor einigen Tagen beschlossen, den Sozialwohnungsbau aufzustocken.
Der Mieterbund der DDR - der erst seit einem halben Jahr existierte - hat sich als Dachverband aufgelöst, seine 35 Mitgliedsvereine traten vorgestern dem Deutschen Mieterbund bei. Sie haben zusammen etwa 20.000 Mitglieder, in Westdeutschland gibt es eine Million Mitglieder. Die Tendenz sei steigend, denn die ehemaligen DDR-Mieter seien zunehmend beunruhigt, sagte Jahn. esch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen