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Deserteur

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Ludwig Baumann wählten die Wehrmachtsdeserteure und „Wehrkraftzersetzer“ gestern zum Vorsitzenden ihrer Interessenvertretung. Einstimmig. Er kann ohne Zögern als einer der rührigsten Deserteure der Bundesrepublik bezeichnet werden. 1942 ging er in Bordeaux von Hitlers Fahne, weil er nicht töten und nach Amerika wollte. Er wurde geschnappt, zum Tode verurteilt, saß vier Monate in der Todeszelle. Der Chef der Marine begnadigte ihn: Baumann kam ins KZ Esterwegen und schließlich in ein Strafbataillon, in dem die begnadigten Deserteure und Kriegsgegner in der Regel verheizt wurden. Baumann überlebte, an Leib und Seele geschädigt. Er vertrank das beträchtliche Vermögen seines Vaters und wurde Handlungsreisender. In Bremen seßhaft geworden, mußte er erfahren, was Nachbarn und Bekannte von seinesgleichen hielten: „Na, du warst wohl ein kleiner Feigling“, war ein wohlmeinender Kommentar. „Die den Krieg brav mitgemacht haben, werden belobigt“, sagt Baumann, „und wir bis heute diskrimiert. Das wollen wir ändern, ehe die letzten Opfer weggestorben sind.“

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